Zeiss ZX1 – mit der richtigen Idee die Zukunft der Kameras verändern
Die chinesische Kamera und Objektivhersteller Yongnuo hat kürzlich eine sehr interessante Kamera angepriesen. Diese Kamera hat zwar nicht mein direktes Interesse geweckt, aber sie zeigt einen Weg in welche sich die Kameratechnik im Allgemeinen in den nächsten Jahren entwickeln könnte. Die YN-455 ist eine Kamera mit Micro-Four-Thirds Sensor und sieht aus wie eine Kreuzung zwischen einer Kamera und einem Smartphone. In erster Linie ist diese Kamera eine Kamera, in zweiter Instanz aber auch ein Handy mit Android installiert. Es mag zwar komisch aussehen, aber diese Art von Handys oder eben Kameras ist seit Jahren nichts Neues. Jedes iPhone oder jedes andere Smartphone hat eine verbaute Kamera. Neues ist hier allerdings die Größe des Sensors und die damit beabsichtigte Qualität. Es wird also aktiv versucht, ambitionierte Fotografen damit anzusprechen. Fotografen, die eben nicht nur fotografieren wollen, sondern auch ihr Smartphone dabei haben möchten.
Für mich ist hier aber vor allem eine Sache wirklich interessant, und zwar die offensichtliche Vereinigung Kameratechnik und intelligente Softwarelösungen. Mir ist schon seit vielen Jahren unklar, warum namhafte Hersteller um Canon, Sony und Nikon nicht längst viel mehr Software in ihre Kameras verbauen, die auch für den User relevant sind und nutzbar sind.
Klar, die aufgenommenen Bilder werden in der Kamera bereits verarbeitet und letztlich auch durch Software verändert, aber das meine ich damit nicht. Vielmehr, dass eine Kamera nicht mehr durch die Größe des Sensors oder die Anzahl der Megapixel bestimmt wird, sondern durch ihre verbaute Intelligenz in Form von Software. Die Yongnuo YN-455 ist hier wohl ein erstes ernst zu nehmendes Konzept, es spricht mich als Fotograf aber dann nicht klar und definiert an. Ich sehe hier eine andere Kamera, die bereits auf dem Markt verfügbar ist, als die eigentliche Mutter dieser Kameras, nämlich die Zeiss ZX1.
Das Konzept der Zeiss ZX1 – Einfach weiter gedacht
Zeiss ist mit der ZX1 einen anderen Weg gegangen und hat die Kamera neu gedacht. Ich selbst konnte die Kamera bisher nicht in den Händen halten und habe auch nicht mit ihr fotografiert.
Alle Einschätzungen, die ich hier schreibe, schreibe ich, weil ich vom Konzept (die ich mir durch Videos und Reviews, die ich bereits gesehen habe, machen konnte) überzeugt bin.
Die Grundidee ist folgende: Man nehme eine Vollformat-Kamera, eine Prise Adobe Lightroom und rühre das ganze so zusammen, das es den Fotografen so einfach wie möglich gemacht wird, seine Bilder nach dem Fotografieren zu bearbeiten und zu teilen.
Damit entfällt ein wichtiger Zwischenschritt, nämlich das Bearbeiten der Bilder auf dem lokalen PC oder einem Tablet. Was auf normalen Smartphones gängig ist, wird hier ernsthaft umgesetzt. Das geht genau in die richtige Richtung!
Kein Meister fällt vom Himmel
Schaust du dir aber die Videos zu dieser Kamera an, dann wirst du schnell feststellen, dass die Zeiss ZX1 weit weg ist von perfekt zu sein.
Meiner Meinung nach muss sie das auch nicht, denn ich verstehe die ZX1 eher als eine marktfähige Konzeptkamera, die zeigen wird, in welche Richtung sich Kameras vielleicht entwickeln. Dinge wie eine maximale Verschlusszeit von einem 1/4000 oder die eingeschränkte Brennweite, da es sich hier um einen Fix verbautes Zeiss Distagon 35 mm f2 Objektiv handelt, sind für den ein oder anderen vielleicht ein Nachteil oder ein KO-Kriterium. Dazu kommt natürlich der sehr hohe Zeiss ZX1 Preis von 6000 €, welcher die Zielgruppen sehr spitz macht.
Wichtig zu verstehen ist auch, dass das Team und die Entwickler aus dem Hause Zeiss mit dieser Kamera einen eigenen Weg gegangen sind und fernab der großen Firmen wie Sony, Nikon oder Canon agiert haben. Das Budget für die Entwicklung und Erforschung der Kamera wird hier weitaus geringer gewesen sein als das vielleicht bei einem großen Hersteller wäre. Das erklärt also vielleicht auch den hoch erscheinenden Preis.
Ich glaube für die meisten der Fotografen da draußen ist das vielleicht nicht die Kamera, die man sofort kaufen würde, sondern vielmehr die Ausgangslage und Hoffnung, dass sich in den nächsten Jahren Kameras in einen deutlich intelligentere Richtung entwickeln werden.
In dem ausführlichen Review von Krolop und Gerst ist mir primär positiv aufgefallen, dass die Gestaltung der Benutzeroberfläche der Software der mit viel Liebe zum Detail umgesetzt wurde. Wenn ich das mit einem Sony Menü vergleiche, dann frage ich mich, was die Japaner bei der Softwareentwicklung den ganzen Tag machen. Abgesehen von Bild, was am Ende aus der Kamera herauskommt, ist eben das Gefühl und der Umgang mit einer Kamera entscheidend. Ein solches schlichtes und durchdachtes Menü mit einer derartigen schönen Gestaltung habe ich bisher noch bei keiner Kamera gesehen. Große Klasse!
Zeiss ZX1 vs. Leica Q2
Bei meinen Recherchen bin ich oft über den Vergleich der ZX1 zur Leica Q2 gestoßen. Beide Kameras habe ich bisher nicht benutzen können oder besitze sie auch nicht. Dennoch wage ich einen groben Ausblick und vergleiche beide Kameras hier kurz.
Leica geht mit der Leica Q2 einen anderen Weg, denn die Kamera ist in ihrem Konzept anders. Hier geht es um das reduzierte Fotografie Erlebnis und das Kreieren einer starken Markenkommunikation zwischen Fotograf und der Marke Leica. Zudem ist die Leica Q2 keine Kamera mit der Möglichkeit, Objektive zu wechseln. Was sich grundlegend von der Idee der ZX1 unterscheidet.
Zeiss geht mit der ZX1 einen ganz neuen Weg und versucht innovativ den Prozess des Fotografierens und die Entwicklung der Fotos zu vereinen, genauer gesagt zu vereinfachen.
Gemeinsamkeiten sind klar im Design zu erkennen. Beide Kameras sind minimalistisch und wirken anmutend hochwertig. Die Zeit ZX1 ist wegen ihrer leichten L-Form etwas klobiger, was aber sicher der Bedienung zu verdanken ist.
Ich bin mir nicht sicher, ob man den Preis bei den Kameras wirklich vergleichen kann. Denn die Zielgruppe ist unterschiedlich. Zudem hat Leica im Kamerabau seit vielen Jahrzehnten Erfahrung und besitzt eine bestehende Infrastruktur. Alles Dinge, die Zeit sicher Schwierigkeiten bereitet haben dürfte. Zu malen die Stückzahlen der Kamera sicher Arbeit unter denen der Leica Modelle liegen.
Die Zukunft der Fotokameras
Ein kurzes Fazit zur Zeiss ZX1:
Eine wunderbare Kamera mit ganz neuem Konzept, die sicher den Markt verändern wird und andere Hersteller inspirieren wird ihre Kameras intelligenter und einheitlicher zu gestalten. Ich freue mich, dass wir in Deutschland Ingenieure und Entwickler in der Kamera-Branche haben, die sich diesem Thema annehmen und auch mit geringem Budget (dafür umso größeren leidenschaftlichen Willen) solche Produkte entwickeln.
Mein Eindruck zur Kamera werde ich hier ergänzen, wenn ich einmal in die Situation komme, mit der Zeiss ZX1 zu fotografieren.
Solltest du übrigens Interesse an kompakte Kameras, mit hochwertigem Look und einer festen Brennweite haben, dann ist mein Fuji X100V Test sicher einen Blick wert!