Peoplefotograf Ronny Lorenz – Zwischen Raum und Charakter
Ronny Lorenz ist ein Fotokünstler, welcher es versteht mit äußerst wenig technischem Einsatz, zauberhafte und tiefsinnige Porträts zu kreieren. Frauen und Männer von verschiedensten Typus und mit völlig unterschiedlichen Erfahrungen lässt er ganz gezielt vor der Kamera wirken. Was hierbei entsteht, sind Porträts mit Raum für den Charakter der Person und zeitgleich eine verdichtete Atmosphäre der Umgebung.
Hallo Ronny, wer bist Du? Eine kurze Einleitung über Dich und Dein Leben mit der Fotografie, damit die Leser Dich kennenlernen können.
Mein Name ist Ronny Lorenz, 45 Jahre jung und geboren bin ich in Sachsens Landeshauptstadt Dresden. Mittlerweile wohne ich in Eichenzell, einer Gemeinde von Fulda. Die Fotografie ist für mich ein Ausgleich zum eigentlichen Beruf, da bin ich im Einzelhandel tätig.
Wie bist Du zur Fotografie gekommen und wie waren Deine ersten Erfahrungen darin?
Zur Fotografie gekommen bin ich eher durch nicht so schöne Zeiten im Privatleben. Meine Oma verstarb und gleichzeitig endete meine jahrelange Beziehung, was mich dann ziemlich umgehauen hat. Ich benötigte etwas, was mich in diesen Zeiten ablenkte, auf andere Gedanken brachte, womit ich mich beschäftigen kann, um wieder auf die Beine zu kommen. Ich kann heute nicht mehr genau sagen, warum ich dazu in den MediaMarkt fuhr, und mir ohne jede Kenntnis in Sachen Foto, eine Spiegelreflexkamera (Canon 400D) kaufte. Es hätten so viele andere Dinge sein können, aber nein, es wurde eine Kamera. Tja, und ich fing einfach an zu knipsen, ohne zu ahnen, was Jahre später daraus entstehen würde.
Du hast die spezialisiert auf die People genauer gesagt Porträtfotografie, wie war Dein Weg dorthin und was schätzt Du am meisten daran?
Am Anfang probierte ich mich in vielen Bereichen der Fotografie. Landschaften, Stillleben, Architektur und Tiere. Seltsamerweise erst mal keine Menschen, und das, obwohl dies heute mein Spezialgebiet ist, die Peoplefotografie. Ich merkte aber damals ziemlich schnell, dass mir das Fotografieren von Menschen am meisten Spaß machte, alles andere war nicht so meins. Am Anfang waren es, wie bei den meisten sicher auch, erst mal Freunde und Familie, um in diese Thematik reinzuschnuppern. Ich lernte jeden Tag dazu, wurde sicherer und traute, mich dann auch Menschen anzusprechen, die mir völlig fremd waren, ich aber gern mal vor der Kamera haben wollte. Über die Jahre hin entstanden dadurch auch richtig gute Freundschaften, wofür ich der Fotografie sehr dankbar bin. Ich habe Menschen kennengelernt, die ich heute nicht mehr missen möchte.
Wie siehst die Zukunft der Fotografie im Porträt und People Bereich, gerade weil es immer einfacher wird Fotos mit dem Smartphone zu machen
Rückblickend ist es erstaunlich, was in der Fotografie heute alles möglich ist, was die Kameras drauf haben, oder welche technischen Hilfsmittel es gibt, wovon man damals nicht glaubte, dass es so was mal geben wird. Der neuartige Augenautofokus, der in meinen Augen in der Peoplefotografie echt Gold wert ist.
Oder KI-gesteuerte Porträtretusche, die mich immer wieder meinen Hut ziehen lässt, wenn ich an die Möglichkeiten denke, die man in der analogen Fotografie hatte, die mit so viel weniger, so viel draus gemacht haben.
Wie die Peoplefotografie in Zukunft aussehen wird, ehrlich gesagt, das lasse ich auf mich zukommen, das wird man sehen. Wichtig ist, dass jeder für sich selbst entscheidet, was er letztlich nutzt, was er benötigt von den ganzen Neuerungen, die es gibt und geben wird.
Du arbeitest fast immer mit nur mit Deiner Lieblingsbrennweite 85 mm: Welchen Einfluss hat das auf Deine Arbeit und warum bist Du davon überzeugt?
Ich selbst bin kein Technikfreak und eher minimalistisch eingestellt. Meine übliche Arbeitsweise ist bei natürlichem Licht, eine Kamera mit jeweils zwei bis drei Festbrennweiten. Mehr brauche ich für meinen Bildstil nicht. Die Kamera ist nur ein reines Werkzeug, so wie der Schmied seinen Hammer benötigt.
Was zeichnet für Dich ein gutes Foto von einem durchschnittlichem aus?
Egal, was auf dem Foto zu sehen ist, wie es entstanden ist oder von wem es ist: wenn es mich auf verschiedenste Art und Weise innerlich berührt, wenn es im Kopf bleibt, dann ist es ein gutes Foto. Auch, wenn es das Foto in ähnlicher Form schon mal gegeben hat.
Welche Rolle spielt für Dich Technik in der Fotografie?
Ich erwähnte ja bereits, dass ich eher der minimalistischen Fraktion angehöre. Daher spielt für mich die Technik eine untergeordnete Rolle. Ja, auch ich habe mal in meinen Anfängen mehr damit experimentiert, mit vielen Reflektoren, mit noch mehr Blitzen und was weiß ich nicht alles. Ich habe daraus gelernt, dass mein Interesse daran nicht so stark ist und von diesem technischen Besitz heute nichts mehr vorhanden ist.
Welcher Film oder welches Buch hat Dich nachhaltig inspiriert?
Oh, das ist im Grunde eigentlich kein spezieller Film oder Buch. Es sind letztlich Szenen von vielen Filmen, wo ich auch mal auf Stopp drücke, um mir Motiv, Blickwinkel usw. anzuschauen, was man vielleicht mal in seinen eigenen Bildstil einfließen lassen kann. Bei Büchern bin ich komplett raus, bin definitiv keine Leseratte. Ich brauche es visuell, daher ziehe ich Hollywood vor.
Vielen Dank für Deine Zeit und dieses Interview Ronny. Hier gibts noch mehr Gedanken zur Fotografie.
Mehr über Ronny findest Du auf seiner Webseite: ronnylorenz.com