KI und Fotografie: Grundlagen und Abgrenzung (Teil 1 der Serie ‚KI Foto-Report 2024‘)

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KI und Fotografie: Grundlagen und Abgrenzung (Teil 1 der Serie ‚KI Foto-Report 2024‘)

In meinem persönlichen Bericht über die Veränderungen durch KI in der Fotografie im Jahr 2024 gebe ich einen Einblick in den Umgang mit KI und ihrer Rolle in der Fotografie. Dieser Artikel ist der erste Teil der Serie "KI Report 2024".

Einleitung

Die Branche befindet sich in einem schnellen Wandel, geprägt von technologischen Innovationen und kreativen Möglichkeiten. Für uns Fotografen bietet KI eine gesteigerte Effizienz und neue kreative Freiheiten. Gleichzeitig stehen wir jedoch vor Herausforderungen in Bezug auf Authentizität und Verantwortung.

Klar, KI gibt es schon viel länger, als ChatGPT im November 2022 in wenigen Tagen mehrere Millionen Nutzer gewann. Jedoch möchte ich einmal im Jahr einen umfassenden Einblick geben, wie ich ganz persönlich die Veränderungen durch KI in der Fotografie erlebt habe. Denn ich glaube fest daran, sich „gegen“ KI zu stellen, ist kein Weg damit umzugehen, auch du solltest möglichen Unsicherheiten oder Ängsten entgegenstehen.

Außerdem möchte ich mit diesem Report dazu beitragen, hinter die „Blackbox“ KI zu schauen. Aufklären, zeigen und Impulse zu setzen, sich mit KI auseinanderzusetzen, ist für das zukünftige gesellschaftliche Leben essenziell.

Historischer Abriss: Von der digitalen zur KI-gestützten Fotografie und wie ich sie erlebt habe

Ich muss zugeben, was mich wohl am meisten überrascht beim Thema KI in der Fotografie war, die überwältigende Geschwindigkeit. Das bezieht sich nicht nur auf 2024, sondern eher in den vergangenen 5 Jahren. Die ersten Bildgeneratoren habe ich bis vor 2 Jahren noch großschnäuzig belächelt, doch was auch im Jahr 2024 an technologischem Fortschritt einzog, ist einfach schwer zu glauben.

Meine Reise hat eigentlich nicht im Jahr 2024 begonnen, sondern ChatGPT hat hier einfach die Wahrnehmung in großem Maße verändert. Die digitale Transformation ist seither wohl wirklich bei jedem einzelnen von uns angekommen.

Auch im Berufsalltag als Fotograf oder eher gerade hier! So richtig in Berührung gekommen bin ich dann aber erst durch Bildgeneratoren, ganz einfach aus Spaß an der Freude. Es überrascht und fasziniert mich noch immer, was Sprachmodelle und Transformer oder neuronale Netze möglich machen.

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Generiert mit Midjourney 6.1

So habe ich persönlich die Entwicklungen bisher erlebt

Wenn ich heute mein Handy zücke, um ein Foto zu schießen, nutze ich das Ergebnis jahrzehntelanger Innovation. Diese Reise der Fotografie ist nicht nur technisch faszinierend, sondern zeigt auch, wie sich unsere Art, Momente festzuhalten, grundlegend gewandelt hat.

Die digitale Fotografie begann Ende der 90er, etwa als ich selbst 10 Jahre alt war. Auf einmal war es möglich, Bilder sofort zu sehen, und wir hatten die Möglichkeit, unbegrenzt zu fotografieren, ohne Filme zu verschwenden oder hohe Kosten und lange Wartezeiten bei der Entwicklung der Filme hinnehmen zu müssen.

Diese Revolution veränderte nicht nur, wie wir Fotos machen, sondern auch, wie oft wir zur Kamera greifen.

Mit der Einführung von Bildbearbeitungssoftware wie Adobe Photoshop öffneten sich vollkommen neue kreative Welten. Photoshop war auch mein Einstieg in die Welt der digitalen Fotografie. Ende der 2000er Jahre begann ich im Rahmen meiner IT-Ausbildung damit herumzuspielen, damals noch viel rudimentärer als heute. Ich konnte nun meine ersten Aufnahmen perfektionieren oder komplett umgestalten – eine Macht, die vorher nur professionellen Dunkelkammern vorbehalten war.

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Doch der wahre Quantensprung kam mit der Integration von Künstlicher Intelligenz in den 2010er Jahren. Die ersten Kameras arbeiteten aktiv mit mir als Fotograf zusammen. Sony war hier ein großer Vorreiter. Kameras erkennen Gesichter, optimieren Belichtungen und helfen, den perfekten Schuss auf die Speicherkarte zu schreiben.

Seit Beginn der 2020er Jahre sind es KI-Algorithmen – sie sortieren und kategorisieren Bilder schneller, als ich es je könnte, und sparen dabei wertvolle Zeit.

Die Möglichkeiten, die KI in der Fotografie eröffnet, sind beeindruckend. Ich kann Bildrauschen reduzieren, die Auflösung verbessern oder Elemente hinzufügen oder entfernen, die ursprünglich nicht im Bild waren. Diese Tools demokratisieren professionelle Techniken und machen sie für jeden zugänglich. Ein ganz wesentlicher Aspekt, den ich nun mehr und mehr zu spüren bekomme.

Heute stehen wir an der Schwelle zu einer neuen Ära der Fotografie. KI-Systeme beginnen, aktiv “kreativ” zu werden. Sie können den perfekten Moment vorhersagen oder aus Bildern völlig neue Kunstwerke erschaffen. Diese Entwicklung fordert mich heraus, meine eigene Kreativität neu zu definieren und die Grenzen dessen zu erkunden, was mit einem Bild möglich ist.

Mit diesem kurzen Abriss der letzten 20 Jahre möchte ich dir zeigen, wie Technologie nicht nur die Werkzeuge verändert, sondern auch die Art und Weise, wie wir die Welt sehen und festhalten. Mit jedem Bild, das ich und du machst, schreiben wir an dieser Geschichte mit.

KI und Fotografie: eine klare Abgrenzung

Der deutsche Fotorat (der Dachverband vieler deutscher Fotografenvereinigungen) hat schon 2023 ein Positions-Paper zusammengestellt. Ich empfehle dir, das Paper einmal durchzulesen. Ein wesentlicher und wichtiger Inhalt dessen ist es, Fotografie und Bildgenerierungen durch KI ganz klar abzugrenzen!

„Die Fotografie ermöglicht es, die Realität so zu zeigen, wie sie der Künstler erlebt, während die KI nur das simulieren kann, was sie gelernt hat.“

KI-generierte Bilder sind keine Fotografie!

Fotografie entsteht durch das Einfangen von Lichtphotonen auf einem Film oder Sensor – ein gänzlich anderer Prozess als die Bildgenerierung durch KI. Ein Bildgenerator erstellt Bilder auf Basis von Milliarden von Trainingsdaten und setzt diese durch einen Prompt, also eine textbasierte Eingabe, um. (Quelle: Deutscher Fotorat)

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ki vs fotografie

Warum ist es so wichtig, das zu verstehen und deutlich abzugrenzen?

Fotografie als Abbildung der Realität

Ein Foto entsteht durch die Interaktion des Lichts mit einem realen Objekt und der Kamera. Es ist somit eine direkte Abbildung der Realität, auch wenn der Fotograf durch die Wahl des Ausschnitts, der Perspektive und des Moments eine bestimmte Interpretation dieser Realität vornimmt.

Die Authentizität und den Ursprung eines Bildes zu erkennen, was gerade in der Kunst, Medienproduktion und im Journalismus von Bedeutung ist, ist ein wichtiger Teil des Entstehungsprozesses. Zudem beeinflusst es, wie wir die Rolle des Fotografen und des kreativen Schaffens in einer zunehmend digitalisierten Welt wahrnehmen.

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Echtes Foto eins realen Moments / Monte Gordo, Portugal 2024

Echtes Foto eines realen Moments / Monte Gordo, Portugal 2024

Generierte Bilder als Simulation der Realität

Generierte Bilder hingegen basieren nicht auf der Erfassung von Licht, sondern auf der Interpretation und Simulation von visuellen Mustern, die aus riesigen Datensätzen gelernt wurden. KI-Modelle analysieren Millionen von Bildern und extrahieren daraus statistische Informationen über Formen, Farben, Texturen und Kompositionen, die sie dann verwenden, um neue Bilder zu generieren, die den Anschein von Realität erwecken.

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Generiert mit Midjourney 6.1

Generiert mit Midjourney 6.1

Die Bedeutung des individuellen Blicks

Ein wichtiger Unterschied liegt im individuellen Blick des Fotografen. Kunden engagieren Fotografen eben für seinen einzigartigen Blick, für seine Fähigkeit, Geschichten zu erzählen und Emotionen durch die Wahl des Moments und der Perspektive zu transportieren.

Dieser Aspekt fehlt bei generierten Bildern. KI-Modelle können zwar den Stil eines Fotografen imitieren, aber sie können nicht die gleiche emotionale Tiefe und Authentizität erreichen, die aus der direkten Begegnung mit der Realität und der künstlerischen Vision des Fotografen entstehen.

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Gruppe von Menschen / Monte Gordo, Portugal 2024

Gruppe von Menschen / Monte Gordo, Portugal 2024

Authentizität und Glaubwürdigkeit

Die Unterscheidung zwischen generierten Bildern und Fotografie ist entscheidend für die Glaubwürdigkeit von Bildern. In einer Zeit, in der KI-generierte Bilder immer realistischer werden, wird es zunehmend schwieriger, zwischen Realität und Simulation zu unterscheiden. Dies stellt die Gesellschaft vor neue Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die Verbreitung von Falschinformationen und die Manipulation der öffentlichen Meinung.

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Generiert mit Midjourney 6.1

Generiert mit Midjourney 6.1

Ein einfaches Beispiel:
Dieses Bild ist kein Foto! Es ist erstellt mit Midjourney und folgender Prompt: „A high resolution photo of an normal guy in a bedroom, taken as a selfie, for a social media post, with an iPhone 13“

Der Grad an Realismus ist hier sehr hoch, selbst als Fotograf wäre es ohne den richtigen Kontext fast nicht möglich zu erkennen, dass dieses Bild generativ erstellt wurde.

Diese und weitere spannende Aussagen kannst du dir in dem Experten-Talk der “fotopro” anschauen, absolut zu empfehlen: https://fotopro.world/spotlight/standpunkt/ki-talk/

Fazit

Die Integration von Künstlicher Intelligenz in die Fotografie hat zu einem massiven Wandel geführt, der sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt. Während KI die Effizienz steigert und kreative Prozesse unterstützt, stellt sie gleichzeitig die Authentizität und Glaubwürdigkeit der Fotografie infrage. Der Unterschied zwischen Fotografie als Abbildung der Realität und KI-generierten Bildern als Simulation ist entscheidend, um die Rolle des Fotografen und die Bedeutung seiner Arbeit zu verstehen.

In einer zunehmend digitalisierten Welt wird es immer wichtiger, den individuellen Blick des Fotografen zu schätzen und die Unterscheidung zwischen realen und simulierten Bildern klar zu kommunizieren. Nur so können wir sicherstellen, dass die Fotografie als authentische Kunstform erhalten bleibt.

Dieser Artikel ist Teil der Serie „KI Foto-Report 2024“.

Hinweis: Auch das Titelbild ist generiert mit MidJourney 6.1

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Stefan Franke

Fotograf & Marketer

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