2022 war mein bisher größtes und Abenteuer reichstes Jahr, wir waren 10 Monate auf Weltreise, haben dafür alles aufgegeben und haben einfach mal geschaut, was passiert. Nun, passiert ist eine ganze Menge und seither ist auch schon ein halbes Jahr vergangen. Aus der Weltereis sind auf meiner Festplatte nun noch über 11.000 Fotos. Fotografiert habe ich sicher das Dreifache und jedes einzelne Bild ist auf unbekannte Weise ein Schnappschuss unserer Zeit und fängt so langsam an Früchte zu tragen.
Ich war schon immer überzeugt, Fotos und Erinnerungen gewinnen erst mit der Zeit so richtig an Wert – das ist wie mit einem guten Wein, der muss auch reifen! Doch jetzt beginnt dieses seltsame Gefühl, mich nicht mehr loszulassen: Was ist übrig geblieben? Wo ist die Zeit nur hin? Und viele Erinnerungen beginnen an zu verblassen. Erinnerungen und Fotos sind untrennbar miteinander verknüpft. Als Fotograf und Urheber eines Bildes muss ich den echten Moment durchlebt haben, um einen Teil davon in die Zukunft zu projizieren. Das objektiv abgelichtete beginnt jedoch mehr und mehr aus dem Verstand zu verschwinden, was ich als Überbleibsel empfinde sind stumpfe Gefühle aus verschwommenen Erinnerungen.
Das Erinnerungs-Bild
Eine unserer schönsten Zeiten hatten Julia und ich in Australien und was mir davongeblieben ist, ist ein latentes Gefühl von Freiheit, Zufriedenheit und Glück. Am größten war das meist in der Nähe des Wassers und der unzähligen Strände, die wir erkunden durften. Angesichts dessen habe ich mir meinen Katalog einmal angeschaut und ein paar besonders empfindsame Bilder zusammengelegt. Ein Versuch, dieses größtenteils unbestimmten Gefühle und Erinnerungen an Momente sichtbar zu machen. Einzelne Bilder verschwimmen oft zu einem bestimmten Grad und sind nicht mehr klar erkennbar. Ich nenne es gern das „Erinnerungs-Bild“. Insbesondere auf einer so großen Reise, die am Ende vielmehr eine Reise zu uns, genauer gesagt mir selbst war, ist unmöglich alle Erinnerungen benenn zu können.
Ich denke, du kennst das und wirst mich gut nachvollziehen können. Es ist schon seltsam, mit etwas Glück leben wir so viele Tage und erleben unzählige Momente, doch an die wenigsten können wir uns glasklar erinnern. Gut, dass ich ein paar Fotos habe und der Moment stehen geblieben ist.