Als Fotograf auf Weltreise – Erfahrungen und Bilder

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Als Fotograf auf Weltreise – Erfahrungen und Bilder

Vor fast zwei Jahren hatten wir die Idee eine Weltreise zu machen. Als Fotograf ist das natürlich eine verlockende Idee, doch von der Idee bis zu Umsetzung war es ein langer Weg. In diesem Artikel geht es primär um meine Erfahrungen als Fotograf auf Weltreise, im zweiten Teil dieses Artikels schreibe ich über meinte verwendete Technik auf Weltreise. 

Als Fotograf auf Weltreise – 180 Tage später –  ein Update (2. Juli 2022)

Mehr als 180 Tage sind vergangen, das sind über 260.000 Minuten. In meinem Lightroom Katalog befinden sich aktuell knapp 9.000 Bilder, welche nicht beim Aussortieren gelöscht wurden. Gut 50 Bilder am Tag … mit so viel hätte ich nicht gerechnet. Mit diesem Update habe ich den Artikel aufgeteilt.

Fotos und fotografieren auf Reisen ist für jeden einzelnen von anderer Bedeutung, sodass ich hier vor allem als Berufsfotograf über das Thema schreibe. Dieser Aspekt ist sicher mit anderen Erwartungen verknüpft, als die eines Hobby-Fotografen.
Für mich haben sich in den letzten 6 Monaten drei fotografische Stile durchgesetzt, die ich während unserer Weltreise als Fotograf auslebe.

Zum einen gehört dazu die alltägliche Dokumentation unserer Erlebnisse und Eindrücke. Das umfasst Fotos ohne besonderen Anspruch. Das sind oft Momente, die für mich persönlich einen besonderen Wert haben. Wahrscheinlich sind das Bilder, die ein Großteil der Urlauber oder Reisende so machen.

Des Weiteren bin ich auf der Suche nach beeindruckenden Landschaftsaufnahmen. Gerade die Landschaftsfotografie ist für mich ein ideales Genre, um entschleunigt zu fotografieren. Das richtige Timing, gutes Licht und eine spannende Bildkomposition sind entscheidend für ein gutes Landschaftsfoto.

Zuletzt spielt die kreative Streetfotografie eine wichtige Rolle. Gerade in Deutschland ist das Thema oft heikel und so richtig Spaß macht es bei uns in Deutschland nicht. Unserer Gesetze und vor allem die Einstellung der Leute lässt es einfach nicht zu, sich hier frei und kreativ als Fotograf auszuleben. Das sieht in anderen Ländern dieser Welt oft ganz anders aus.

Fotografieren auf Weltreise – was ich erwarte und was nicht

Ich hatte schon als Kind die romantische Vorstellung, irgendwann einmal die Welt zu bereisen und dabei meine Kamera im Gepäck zu haben. Großartige Landschaften, intensive Lichtstimmungen, einzigartige Momente und die volle Ladung Mensch und seine Vielfältigkeit. Dass ich mit nun 34/35 Jahren doch noch diesen Traum umsetzen kann, ist großartig.

So eine Reise ist als Fotograf natürlich mit ein paar Erwartungen geknüpft, aber auch Schwierigkeiten. Denn unsere Weltreise ist in erster Linie eine Reise, in der wir langsam reisen werden. Wir mieten kein Auto, wenn es nicht zwingend sein muss. Wir buchen Flüge nur, wenn es nicht anders geht. Das wird das Fotografieren natürlich etwas erschweren, denn die Auswahl der Technik und die Zeit zur Verfügung stehende Zeit ist begrenzt.

Langsames Fotografieren auf Reisen – eine gänzlich neue Erfahrung

Wir haben zwar schon ein paar Länder besucht, aber wie wahrscheinlich bei jedem normalen Urlauber nie mehr als 3 Wochen. Unsere Weltreise haben wir auf etwa 12 Monate geplant, das ist ein ganz anderes Reisen, als es mir bisher bekannt war. Das heißt auch, Orte in Ruhe wahrzunehmen und bewusst Zeit in gute Fotos zu investieren. Bei unseren früheren Urlauben hatte ich immer das Gefühl, ich muss möglichst viel, möglichst schnell fotografieren. Ich freue mich auf entschleunigtes Reisen in Verbindung mit langsamen Fotografieren.

Sich Zeit lassen – Langzeitbelichtungen auf Weltreise

Da wir immer großzügig unsere Zeit an den jeweiligen Orten einplanen, sind Langzeitbelichtungen ein ideales Mittel um sich Zeit zu lassen. Nicht nur, weile das spannende Bilder erzeugt, sondern vielmehr, weil ich mir dabei bewusst die Zeit für das Fotografieren nehmen kann. In Costa Rica oder Panama wurde ich hierbei sogar oft angesprochen, gerade in Ländern, wo es nicht unbedingt zum Alltag der Leute gehört Fotografen zu sehen, lockt das Neugierige hervor. Wenn dann eine größere Kamera und ein Filteraufbau zu sehen ist, wirft das Fragen auf. Der Reiz dann noch ungewöhnliche Motive fotografieren zu können, macht das Ganze doppelt so aufregend. Zum Thema Langzeitbelichtungen habe ich einen speziellen Artikel geschrieben. Schau doch einfach mal rein: Langzeitbelichtung – entschleunigt fotografieren.

Bewusstes Fotografieren durch Mini-Fotowalk’s

Auf so einer Reise sind wir im Schnitt alle 3–5 Tage an einem neuen Ort, neben Wanderungen und Touren bieten sich insbesondere kleinere Fotowalk’s an. Wie du so etwas beschreibst, spielt eigentlich keine Rolle, worum es geht ist es, das Fotografieren ganz bewusst zu praktizieren. Im Vordergrund sollte der Prozess stehen, nicht das Ergebnis.

Der Prozess, das ist schwer zu beschreiben, wichtig dabei ist es einfach seinem Gefühl freien Lauf zu lassen. So fotografiere ich ganz intuitiv und spontan. Es geht nicht darum, ein Motiv zu bewerten, das kann ggf. später erfolgen. Das Wunderbare darin ist, es wirkt wie eine Art mentales Training. Denn gerade, weil du dich nur auf eine Sache konzentrierst (sehen, fühlen und fotografieren) wirkt es befreiend für deinen Geist.

Nebst diesen Aspekten lerne ich dabei die Umgebung kennen und bekomme einen guten Eindruck davon, wie die Menschen an den jeweiligen Orten so leben. Ganz nebenbei: Auch fotografieren ist Training, also warum nicht auch auf Reisen.

Manuel Antonio Beach in Costa Rica ist ein beliebter Strand, ich zeige dir hier ein kleines Beispiel. Die Bilder im Laufe eines Abends entstanden, mein Ziel war es ganz bewusst bei der Sache zu sein und einfach meinem Gefühl zu folgen.

 

Streetfotografie auf Weltreise – meine Erfahrungen

Dem Foto-Genre, was ich mich jedoch am meisten begeistert hat, in den letzten Monaten auf Reisen ist ganz klar die der Streetfotografie. Fotografieren im öffentlichen Raum bietet eine unendliche Vielfalt. Jede Situation ist nur ein Bruchteil einer Sekunde da. Wie ich die Welt da draußen sehe und wie ich sie einfange, ist das spannendste daran. Es gibt eine große Palette an Stilen in der Straßenfotografie, ich würde mich eher dem der „neueren Streetfotografie“ zuordnen.

Ich mag skurrile Momente und manchmal auch Details. Besonders gut gefallen mir Bilder von Martin Parr , Joel Meyerowitz oder Cartier-Bresson. Hier geht es um den richtigen Moment. Es gibt manchmal aber auch Szenen, da gefällt es mir, mit verschiedenen Ebenen zu arbeiten. Sodass ein zweidimensionales Bild durch seinen Inhalt mehrere Schichten erhält, die durch Personen oder Objekte in interessantem Zusammenhang stehen. Ein großartiger Fotograf auf diesem Gebiet ist Alex Webb.

Da es in Deutschland mittlerweile keinen Spaß mehr macht in den Straßen zu fotografieren, bin ich hier sehr vorsichtig geworden. Insbesondere das Fotografieren von Personen ist mit großer Vorsicht zu genießen. Dinge wie DSGVO und die allgemeine Hypersensibilisierung sind einfach nicht wegzudiskutieren.

Besonders gute Erfahrungen habe ich in allen Mittel- und Südamerikanischen Ländern gemacht. Es kommt natürlich auch darauf an, wie offensiv du fotografierst, aber mit etwas Gefühl und Zurückhaltung ist das hier in der Regel kein Problem. Besonders viel Freude hatte ich in Peru. Hier sind die Menschen offen und mit etwas Kommunikation gelingt auch das eine oder andere Porträt.

Folgend eine kleine Mischung mit Aufnahmen aus Peru, Panama, USA, Costa Rica und Australien.

 

Wie viel Kamera-Technik ist genug?

Ich habe einen ausführlichen Weltreise-Technik-Beitrag geschrieben, dort findest du alles, was ich dabei habe. Die Frage, die sich für mich vorab gestellt hatte, war immer: Benötige ich dieses oder jenes? Und, was soll ich sagen – ein halbes Jahr später bin ich einige Erkenntnisse reicher.

Rückblickend würde ich auf jeden Fall weniger Technik mitnehmen. Denn oft steht die Technik eher im Weg. Das liegt in erster Linie daran, dass eine Vollformat-Kamera und Profi-Objektive einiges an Gewicht zusammen bringen. Regelmäßig hatte ich das Gefühl, dass mich das einengt und ich zu viel mit mir herumschleppen muss. Gewicht ist wirklich ein nicht zu unterschätzendes Kriterium bei einer Weltreise. Dazu kommt, in Mittel- und Südamerika ist es mit der Sicherheit nicht immer gut bestellt. Deshalb habe ich meine Technik immer so gut es ging versteckt oder schlicht nicht benutzt. Ein kleines und unauffälliges System hat deutlich Vorteile.
Weniger ist also definitiv mehr, das kann ich euch sagen! 

 

 

 

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