Langzeitbelichtung – Entschleunigt fotografieren
Immer mehr, immer schneller – Klick und weiter. Eine Maxime, die in der digitalen Fotografie seither Einzug hält und das Seh- und Wahrnehmungsverhalten nachhaltig verändert. Als jemand, der Spaß am Fotografieren hat, stellt sich früher oder später die Frage: Wie viel und wie schnell ist eigentlich gut für mich? Entschleunigtes Fotografieren muss nicht heißen, Analog zu Arbeiten. Es gibt auch digitale Spielarten, um sich selbst und der Fotografie noch näherzukommen.
Entschleunigtes Fotografieren durch Langzeitbelichtung
Eine dieser digitalen Techniken ist das Feld der Langzeitbelichtungen. Eine Langzeitbelichtung zeichnet sich durch interessante und spannende Kontraste zwischen Bewegung und Stillstand aus. Die Technik ist freilich nicht neu und auch nicht sonderlich kompliziert, dennoch hilft sie dir vielleicht einen neuen oder anderen Bezug zu Fotografie (und dir selbst) zu finden.
Denn dabei dreht die Zeit nicht nur eine technische Rolle, vielmehr auch eine mentale. Sich Zeit zu nehmen für ein Motiv und das Tempo bewusst zurückzufahren, schafft neuen Raum für Kreativität. Es schärft deine Wahrnehmung der Welt, des Raumes um dich herum oder einfach nur des Objektes vor dir.
Ein Foto sagt mehr als tausend Worte – ein Sprichwort, was wohl jeder kennt. Es könnte aber auch in dieser Form Sinn ergeben: „Ein Foto sagt mehr als tausend Fotos“.
Auf unseren Reisen durch die Welt versuche ich regelmäßig das Tempo runterzunehmen und ein mich bewusst mit meinem Stativ und der Kamera auf eine Szene zu konzentrieren. Ein paar dieser Bilder siehst du hier.
In der Langsamkeit steckt die Geschwindigkeit
Auch hier gibt es wieder eine schöne Symbiose aus der Technik um Langzeitbelichtungen und dem Sinn dahinter. Je langsamer der Prozess gestaltet wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Ergebnis (das Foto) überzeugt und letztlich viel mehr liefert. Es ist ein wenig wie beim Marathon laufen, wer langsam startet, zieht hinten raus an vielen vorbei.
Ergänzend dazu findet sich im langsamen Fotografieren auch ein anderer Weg, seine Zeit zu nutzen und die Fotografie als meditativen Ansatz wahrzunehmen. Ein Bild zu kreieren bedeutet auch sich mit dem Raum herum auseinanderzusetzen. Das schärft nicht nur den Blick, es schärft das wohl wichtigste beim Fotografieren: Present-Moment Awareness. Vereinfacht gesagt, im Moment sein und sich freizumachen von Vergangenheit und Zukunft.
Mit Langzeitbelichtungen zu mehr Konzentration und Zufriedenheit
Wenn ich an einen Ort komme, einen tiefen Atemzug nehme und im selbigen Moment die Augen öffne, sehe ich die Umgebung und versuche das für mich spannendste zu filtern. Wichtig dabei ist das Zusammenspiel aus Bewegung und Stillstand – das berührt, es fasziniert und es schlägt eine Brücke zu mir selbst. Ich ertappe mich oft dabei, wie meine Gedanken und Konzentration auf eine Sache schwindet oder manchmal einfach verfliegt. Die Balance aus Konzentration und Zerstreutheit bildet das Gegenbild zu Stillstand und Bewegung. Es ist also sowohl eine mentale als auch fotografische Übung, ich finde das befreit.
Am Ende eines Tages bin ich mit einem richtig guten Foto auch zufriedener, als mit hunderten schnell durchgeschossenen Bildern. Eine Langzeitbelichtung hat mehr Wert, weil ich ihr mehr Zeit und Wert gegeben habe. 1 + 1 ist eben 2!
Langzeitbelichtungen: mein Buchtipp für dich
Ich will hier gar nicht auf detaillierte Einstellungen eingehen oder eine Technik-Liste aufführen, hierfür gibt es zahlreiche hervorragende Bücher. Eines dieser Bücher ist von Ronny Behnert der in seinem Sachbuch „Langzeitbelichtungen“ einen großen Einblick gibt.