Was sind Fotos Wert (?) … eine theoretische Betrachtung

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Was sind Fotos Wert (?) … eine theoretische Betrachtung

Schon lange beschäftigt mich diese Frage und auch werde ich sie hier nicht abschließend beantworten können. Was sind Fotos Wert, eine momentane Auseinandersetzung, welche ich gern mit der Welt teilen möchte.

Die schiere Masse an Fotos

 

Schaut man sich Heute um so fällt vor allem eines auf: Kameras und die bekannten „DigiCams“ sind so gut wie verschwunden. Oder liege ich da nicht etwa falsch? Denn bei genauerer Betrachtung sind wir schier überflutet mit Kameras. Klar, du weißt längst was ich meine! Steve Jobs sollte recht behalten mit seinem Zitat – er war ein großer Visionär und hat 2007 mit dem iPhone nicht nur den Handymarkt grundlegend verändert

 

„Es ist sehr schwierig Produkte von Marketing-Fokusgruppen kreieren zu lassen. Oftmals wissen Menschen nicht, was sie wollen, bis man es ihnen zeigt.“ – Steve Jobs

 

 

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Was sind Fotos heute noch wert?

Vielmehr hat Steve Jobs mit dem iPhone und die Folgen daraus auch die Branche der Fotografie stark beeinflusst. Und wie weit, das beschreibt er in den Worten sehr gut. Denn wir wussten ja nicht, welche Kameras wir benötigen und das wissen wir selbst Heute noch nicht. Zurück in 2017 – hier ist laut einer Statistik (quelle: statista.com) sehr gut zu erkennen, welcher Masse an Fotos wir mit der täglichen Millionen-Flut an Bildern ausgesetzt sind. Und das sind Zahlen aus 2017 – wir sind fast im Jahr 2020. Eine Zunahme dieser Zahlen ist sicher!

 

Was sind Fotos wert – Eine berechtigte Frage

 

Während meiner Recherche zu diesem Thema ist mir aufgefallen, dass die philosophische Auseinander­setzung mit dem Thema nicht genügend Präsent ist. Die Frage nach dem Wert eines Fotos ist also berechtigt. Folgend eine sachliche und analytische Betrachtung.

Es herrschen hier verschiedene Ansätze sich dem Thema zu nähern, denn schließlich ist die Beantwortung dieser Frage immer höchst individuell. In Betracht gezogen werden sollten immer die Aufgabe und die Relevanz der Fotos
zum Kontext. Von Relevant ist ein Foto dann, wenn Auftraggeber (Ziel) – die Sache als solches (Prozess) und Auftragnehmer (Motivation, Know-How) im Einklan handeln. Der daraus resultierende Mehrwert ist meist anhaltend, kann steigen oder auch fallen. Ein Foto bzw. die fotografische Arbeit allein hat de facto also keinen Wert. Das ist insofern wichtig, da hier der Wert in aller erster Linie auf materieller Ebene betrachtet wird.

 

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Wertschoepfungskette – Was sind Fotos wert

 

Die Frage nach dem Wert eines Fotos allein reicht also nicht aus, Ziel, Prozess, Motivation und entstandener Wert zusammen ergeben den Wert. Die Messbarkeit ist hier allerdings die große Unbekannte und macht das Modell so vakant. Im Detail ergeben sich für mich damit zwei Ebenen, um die Frage nach dem Wert zu klären bzw. zu definieren:

Die Bedeutung der Wertschöpfungskette

 

Klassische Auftragsarbeiten für Firmen oder Werbekunden definieren den Wert durch die Phasen der Wertschöpfungskette. Eine Bildstrecke, fotografierte Reportage oder Produktbilder dienen der Darstellung von Qualität, Service oder beiden. Hier ist der Weg der gesamten Customer Journey mit einzubeziehen. In meinen Projekten mit Unternehmen ist dieser Punkt ein ständiger Begleiter. Bilder Sind nicht nur bloße Gehilfen zur Visualisierung , vielmehr unterstützen sie den Unternehmer in der Präsentation ihres Unternehmens, ihrer Produkte und letztlich der gesamten Dienstleistung. Hier bemisst sich auch der Wert von Fotos: Wie sehr helfen die Bilder bei der Vermarktung und können den Verkauf ankurbeln? Wie sehr unterstützen die Bilder (Visualisierungen) den Unternehmer in der Wahrnehmung bei seinen Kunden (und weiter noch Menschen, die noch keine Kunden sind)? Auch geht es oft darum besonders komplexe Vorgänge gut „herunterzubrechen“  und verständlich darzustellen. Diese Fragen müssen beantwortet werden, helfen den „Wert von Fotos“ zu bemessen.

Fernab der klassischen Auftragsarbeiten für Unternehmen gibt es das große Feld der persönlichen Relevanz. Persönliche Relevanz sind all die Fotos, die aus persönlichem Interesse entstehen. Das sind Urlaubs Bilder, Familienfotos , Hochzeitsbilder, künstlerische Arbeiten und viele andere Bereiche der Fotografie. Der Wert solcher Bilder definiert sich in erster Linie über die Beziehung zum Foto, oder zur gewollten Aussage (der inneren Haltung und Stimmung des Fotografen) bzw. des Ereignisses oder der Personen auf dem Bild. Die Frage nach dem Wert von Fotos wird hier noch schwieriger – Fotografie ist in extrem hohem Maße subjektiv, so sind Fotos einer Hochzeit für all die Menschen,  die das Brautpaar nicht kennt, so gut wie wertlos. Das erklärt auch warum das Feld der künstlerischen Fotografie so ambivalent ist, für den Künstler selber ist der immaterielle Wert oft nicht in Geld zu wiegen (die innere Haltung zum Foto bzw. zum Entstehungsprozess), für manche Betrachter jedoch ein Bild ohne Wert.

 

Es geht nicht um das Foto, es geht um den
Moment – die subjektiven Betrachtungen

 

Der Wert von Urlaubsfotos oder eben Hochzeitfotos liegt also nicht im Foto selbst, sondern im erlebten Moment und Ereignis. Das ist der Grund warum beispielsweise Preise für Hochzeitsfotografen so stark variieren – es hängt eben von den persönlichen Vorlieben und der individuellen Werte-Beurteilung ab.
Der Wert der Fotos hat hier zudem einen linearen Anstieg. Erfahrungsgemäß nimmt der emotionale und ideelle Wert im laufe der Zeit stark zu. Wobei hier zu unterscheiden ist ob ein öffentliches Interesse besteht oder ein Foto im privaten verborgen bleibt.

 

Den Wert steigern – eine Frage der inneren Haltung

 

Den Wert steigern, das ist neben fotografischen Fachwissen, Bildgestaltung und Marktgesetzen (Angebot & Nachfrage) primär eine Frage der inneren Haltung. Das Verständnis von Wert- und Wertschöpfungskette, die persönliche Beziehung zum Foto, zur Geschichte und zur Sache sollten geklärt und definiert werden.

Der einzige Weg, großartige Arbeit zu leisten, ist zu lieben, was man tut. – Steve Jobs

Auch hier nehme ich Steve Jobs als mentalen Begleiter, die Worte und Bedeutung sind schon lange bekannt. Wert steigert sich, wenn Du dir selbst den Wert gibst. Das kann beliebig übertragen werden und hat eine allgemeine Gültigkeit.

Die oben gezeigte Statistik der veröffentlichten Fotos im Jahr zeigt also das Bedürfnis Geschichten und Emotionen zu zeigen – Wert zu erzeugen.

 

Eine Geschichte, welche mich geprägt hat…

 

2016 waren wir in Irland auf einer Backpacking Tour quer durch das Land. Unsere Unterkünfte hatten wir immer spontan angefragt: Einfach klingeln und Fragen, eine wunderbare Mentalität in Irland.

In Kilkenny, im Süd-Osten Irlands, hatten wir folglich bei einem alten Ehepaar übernachtet. Beide um die 70 Jahre und total herzlich – mit so viel Lebensfreude, dass es glatt übersprang. Wir kamen ins Gespräch und ich erzählte ein wenig über meine Tätigkeit in Deutschland. Am nächsten Morgen beim typisch „irish breakfast“ kam unerwartet die Dame herein und legte mit glücklichen, strahlenden Augen ein dickes Buch auf den Tisch.
Sie zeigte mir voller Stolz das Hochzeitsalbum ihrer Hochzeit von 1967. Ich war total baff, mit so hoher Qualität der analogen Farbfotos hätte ich nicht gerechnet. Warum ich diese Situation hier erwähne, ist ganz einfach:

Ich habe das erste Mal echten „Wert“ wahrgenommen. Die Fotos waren eine subjektive Zeitreise in die 60’er Jahre einer Hochzeit in Irland. Mir völlig fremde Personen, dennoch beschreibt genau das den linearen Werte-Anstieg von Fotos, vor allem im privaten Bereich.

Beginnen wir also den Fotos unsere Zeit mehr Wert zu geben, indem wir das gesamte Betrachten, nicht nur als Berufsfotograf, auch als Hobbyfotograf, welcher das Smartphone benutzt.

 

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