Samyang 135 1.8 FE – Warum überhaupt 135 mm?
Zugegeben, die zwei Brennweiten, welche im am meisten einsetze sind 35 mm und 85 mm. Damit gehöre ich wohl eher zu den klassischen Fotografen. Es gibt aber dennoch Situationen, in denen 85 mm eben nicht ausreichend sind. Meine häufigsten Anwendungsfälle sind auf Veranstaltungen und Hochzeiten. Hier ist es in Situationen, in denen Gäste am Tisch sitzen, einfach oft nicht möglich, mit 35 oder 85 Millimeter nah genug dran zu sein. Außerdem ist 135 mm meiner Meinung nach der Sweet Spot, wenn es um Teil und Ganzkörper Portraits geht.
Der Look, der mit offener Blende und 135 mm erzeugt wird, ist mit Vorsicht zu nehmen. So tendieren Portraits dieser Art schnell ein hauch zu künstlich zu wirken. Mit dem richtigen Abstand und etwas Umgebung herum entfaltet sich jedoch eine wunderbare Wirkung. Zum einen ist die perspektivische Verdichtung in einem natürlichen Maße, zum anderen ist der Freistellungs-Effekt immer noch stark genug, um das Motiv in den Vordergrund zu schieben.
Wenn du also oft das Gefühl hast, 85 mm reichen nicht, sind 135 mm ein guter Schritt nach oben. Allerdings solltest du das gut überdenken, denn du könntest das gleiche Geld auch in ein 70-200 investieren. Welches deutlich flexibler ist, allerdings schwerer, teurer und „nur“ eine relative Öffnung von 2.8 bietet.
Wer Sony Kameras nutzt, hat aktuell zwei Optionen, ein 135 mm 1.8er-Festbrennweite zu kaufen: Samyang und Sony’s hauseigenes G-Master. Ich habe gehört, das Viltrox wohl auch ein 135er auf den Markt werfen will (Stand 09/2023), ich bin gespannt, wo das Qualitativ und preislich liegen wird.
Erste technische Daten – ein kurzer Überblick und Vergleich
Ich hab’ das Samyang Anfang September 2023 bei Amazon im Aktionsangebot für 749 € gekauft. Wenn ich mir den UVP zur Einführung ansehe, der 949 € hoch war, ist der Angebotspreis (Brutto-Preis) schon tatsächlich richtig attraktiv für ein solch starkes Objektiv.
Das Samyang 135 1.8 FE hab’ ich direkt auf meine Küchenwaage gestellt, hier ein Vergleich:
Objektiv | Gewicht | Aktueller Neupreis (09/23) |
Samyang 135 1.8 FE | 776 g | 949€ (gebrauchter Straßenpreis zwischen 650€ und 750€) |
Sony 135 1.8 GM | 950 g | 1499€ (Straßenpreis so um die 1250€) |
Sony 85 1.4 GM | 821 g | 1399€ (Straßenpreis um die 950€) |
Betrachte ich also meinen, wohlgemerkt Neupreis von 749€ Brutto, muss ich sagen, dass es hier keinen Sinn ergibt, auf das GM zu gehen.
Vergleich zum Sony 135 1.8 GM
Das Sony 135 1.8 GM hatte ich vor 2 Jahren mal für eine Woche zum Test von Sony bekommen. Deshalb kann ich hier schon etwas dazu sagen, obwohl ich das Objektiv aktuell nicht besitze.
Die Verarbeitung und das finishing des G-Masters ist meiner Meinung nach deutlich besser. Es liegt auch etwas gleichmäßiger in der Hand, der Schwerpunkt des Samyangs ist relativ weit vorn. Das Sony 135 GM ist meines Eindruckes nach das hochwertigere Objektiv, das heißt aber nicht, dass du in der Bildqualität Abstriche machst. Hier sind beide Objektive auf fast identischem Level. Es wird also vorrangig eine Budget und Überzeugungsfrage sein, die du dir beantworten solltest.
Beispielbilder und Anwendungsbereiche
Porträtfotografie
Einer der Hauptanwendungsbereiche für ein 135-mm-Objektiv ist definitiv die Porträtfotografie. Für mich spielt die Porträtfotografie primär dann eine wichtige Rolle, wenn ich besonders natürliche Porträts anstrebe. Die Brennweite von 135 mm ist in diesem Kontext ideal, da sie eine natürliche perspektivische Verdichtung ermöglicht. Darüber hinaus bietet das Samyang 135 mm f1.8 eine ausgezeichnete Freistellung des Hintergrunds. Dank der Blende von f1.8 kann man zudem eine hohe Lichtstärke und zusätzliche Freistellung erreichen.
Eventfotografie
Das 135-mm-Objektiv von Samyang erweist sich bei Hochzeiten und insbesondere in der Eventfotografie als äußerst nützlich. Besonders die hohe Lichtstärke von 1.8 ermöglicht es mir, auch in schlecht beleuchteten Räumen und Umgebungen zu fotografieren. Was ich jedoch am meisten schätze, ist die Möglichkeit, sehr natürliche und ansprechende Porträts der Gäste und Anwesenden zu machen, ohne dass sie es überhaupt bemerken.
Zusätzlich wiegt das Objektiv mit etwas mehr als 750 g relativ wenig. In Kombination mit den Sony-Kameras ergibt sich ein Gesamtgewicht von etwas über 1, Kilo, was eine angenehm leichte Kameraausrüstung darstellt.
Weitere Anwendungen
Natürlich eignen sich 135 mm nicht nur für Porträts und Events. Viele Landschaftsfotografen bevorzugen höhere Brennweiten, um in die Landschaft hineinzoomen und nur einen bestimmten Ausschnitt darstellen zu können. Weitwinkelobjektive haben oft den Nachteil, dass sie zu viel vom Motiv erfassen. Weniger ist in diesem Fall mehr. Aus meiner Sicht sind 135 mm auch für Landschaftsfotografen interessant, auch wenn es sicherlich andere Optionen gibt. Ein Objektiv mit einem Brennweitenbereich von 70 bis 200 mm könnte die flexiblere Lösung sein, da es eine breite Palette an Einsatzmöglichkeiten bietet. Auch spielt in anderen Bereichen wie Architektur und Landschaftsfotografie die offene Blende von f1.8 keine große Rolle, hier würde ohnehin meist deutlich abgeblendeter fotografiert werden.
Handhabung und Bedienung
Kurz was zum Autofokus des Samyang 135 mm 1.8
Der Autofokus des Samyang 135 mm 1.8 ist meiner Meinung nach ausgezeichnet, insbesondere wenn man den Preis berücksichtigt, der etwa die Hälfte des Sony G Master beträgt. Bei regulären Fotografie-Situationen konnte ich keine nennenswerten Probleme mit dem Autofokus feststellen. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass der Autofokus des G Master, insbesondere in Kombination mit den sehr schnellen Stacked Sensor Sony-Kameras, bei schnelleren Bewegungen und Sportveranstaltungen das entscheidende Quäntchen mehr bietet. Für alle, die ein 135-mm-Objektiv für ruhigere Fotografie-Szenarien suchen, sehe ich hier keinerlei Einschränkungen.
Bauqualität und Haptik
Die Bauqualität und das haptische Erlebnis des Samyang 135 1.8 sind für den Preis absolut angemessen. Die Oberflächenbeschaffenheit erinnert an die früheren Tamron-Objektive für den E-Mount: matt und leicht samtig. In manchen Situationen kann das allerdings etwas billig wirken. Das Gehäuse ist aus Plastik gefertigt, was wahrscheinlich sowohl den Preis als auch das geringe Gewicht rechtfertigt. Im Vergleich dazu ist das Sony G Master deutlich hochwertiger verarbeitet und fühlt sich haptisch besser an. Es verfügt zudem über einen Blendenring, den das Samyang nicht hat. Allerdings bietet das Samyang einen Hold-Button und einen Focus-Modus-Switch, der sowohl als Blendenring als auch als Fokus-Ring verwendet werden kann.
Insgesamt bin ich mit der Verarbeitungsqualität des Samyang 135 mm 1.8 vollkommen zufrieden, auch wenn es interessant sein wird zu sehen, wie das Objektiv nach einigen Monaten intensiver Nutzung aussieht.
Vorläufiges Fazit und Empfehlung
Die wichtigsten Vor- und Nachteile auf einem Blick
Pro Samyang | Contra Samyang |
Preis-Leistungs-Verhältnis Das Objektiv ist deutlich günstiger als vergleichbare Modelle wie das Sony G Master. |
Materialqualität Das Gehäuse ist aus Plastik, was in manchen Situationen billig wirken kann. |
Lichtstärke Die hohe Lichtstärke von f1.8 ermöglicht Fotografieren in schlecht beleuchteten Umgebungen. |
Kein Blendenring Im Gegensatz zum Sony G Master fehlt ein Blendenring, das ist aber auch Geschmackssache. |
Vielseitigkeit Gut geeignet für Porträts, Events und sogar Landschaftsfotografie. |
Geschwindigkeit des Autofokus Bei schnellen Bewegungen könnte der Autofokus des Sony G Master überlegen sein. |
Natürliche Perspektive Die Brennweite von 135 mm ermöglicht natürliche Porträts. |
Haptik Fühlt sich nicht so hochwertig an wie das Sony G Master. |
Gewicht Mit etwa 750 g relativ leicht, besonders in Kombination mit Sony-Kameras. |
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Autofokus Keine nennenswerten Probleme im regulären Gebrauch. |
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Zusätzliche Features Verfügt über einen Hold-Button und einen Focus-Modus-Switch. |
Abschließend möchte ich ein paar Worte zur Zielgruppe sagen. Ich denke, Samyang hat mit dem 135 1.8 eine strategisch kluge Entscheidung getroffen und ein erstklassiges Objektiv auf den Markt gebracht. Mit dieser Linse und den vorangegangenen neueren Modellen hat Samyang sein altes Image als billiger Hersteller mit schlechten Objektiven und mangelhaften Leistungen endgültig abgelegt. Das Sony 135 G Master sehe ich nur für Kunden als Vorteil, die entweder das Geld haben und ausgeben wollen oder die eine Performance benötigen, die das Samyang 135 1.8 in ganz wenigen Situationen nicht bieten wird. Ich kann also eine klare Kaufempfehlung aussprechen. Am besten, du gehst zum Händler deines Vertrauens und probierst es einfach mal aus.
Du findest auf der Produktseite zum Samyang 135 mm 1.8 alle Details und weitere Bilder.