Sony Alpha 7 IV Test – Meine Meinung nach 1 Jahr

Lesezeit 10 Minute(n)

Sony Alpha 7 IV Test – Meine Meinung nach 1 Jahr

Sony Alpha 7 IV Test – Meine Meinung nach einem Jahr und einer Weltreise. Sony macht gedanklich vieles richtig und technisch alles besser – diese Kamera ist der ideale Hybrid und vereint Fotos und Filmen wie kaum eine andere Kamera. Dabei gelingt Sony der Balance-Akt, wie beim Überqueren einer Slackline. In diesem Test-Beitrag zur Kamera schildere ich meine Eindrücke und Erfahrungen nach einem Jahr Nutzung und zeige viele Bilder!

Sony Alpha 7 IV Test – Was gibts zu sagen, nach einem Jahr Nutzung?

Seit Ende November 2021 besitze ich die aktuelle Sony Alpha 7 IV und konnte seit dieser Zeit etwa über 70.000 Fotos machen. Ich war mit der Kamera auf Weltreise, habe Hochzeiten fotografiert und gefilmt.  Ein ergonomischer Freund, großartiger Bildqualität und einer riesigen Bandbreite an Möglichkeiten, irgendwo dazwischen liegt die Sony Alpha 7 IV.

Sony Alpha 7 IV – Kurz und Knapp

Kurz die wichtigsten Fakten zur Alpha 7 IV: 33-Megapixel-Sensor, klapp- und drehbares Display, FZ100 Akku, neuer Sucher und besseres Display als beim Vorgänger, aufgebohrte Film-Funktionen, die fast alles können, was die Alpha 7S III auch kann. Und das sind nur die wesentlichsten Neuerungen, aber die technischen Daten sind hinlänglich bekannt, kommen wir also zu den praktischen Fragen nach mehr als einem Jahr Nutzung.

Vorteile

Idealer Hybrid
Guter Komfort
Hervorragende Bildqualität

Nachteile

Preis

 

Die Ergonomie: überraschend fest im Griff auch nach mehr als 12 Monaten

Die Sony Alpha 7 IV kommt in ähnlicher Verpackung wie viele ihrer Vorgänger, doch heißt das nichts Schlechtes. Mein erster Eindruck war überraschend positiv. Gerade, wenn du noch nie eine der neueren Sonys in der Hand hattest, wirst du dich über das schöne und matte Finish freuen. Die Knöpfe sind klar und deutlich angebracht. Alle Druckpunkte sind endlich so, wie sie auch sein sollten: groß und mit festem Druck, aber nicht zu starkem Widerstand.

Der große Paukenschlag ist allerdings die Tiefe des Griffs. Kommst du von einer Alpha 7 III oder sogar älter, dann kannst du bei der Alpha 7 IV nun beherzt zugreifen und wirst sofort den angenehmen und sicheren Griff spüren. Auch mit größeren Händen liegt die Alpha 7 IV jetzt besser und sicherer in der Hand. Ich frage mich, wieso das mehr als 5 Jahre dauern musste, bis die japanischen Entwickler von Ihren eigenen Händen als Maßstab abwichen.

Ansonsten ist der erste Eindruck nichts Spektakuläres – außer das schwenkbare Display ist für dich etwas Neues. Zwei Details fällen aber auf, das Belichtungskorrektur-Rad ist jetzt ohne Aufdruck und es gibt ein neues Wahlrad unter dem Hauptrad. Damit wechselst du schnell zwischen Fotografieren und Filmen.

Das Gehäuse nach einem Jahr

Nach mehr als einem Jahr sehr intensiven Nutzung kann ich an dieser Stelle auch die Verarbeitung loben, die ist deutlich besser als bei den früheren Modellen. Zum Vergleich hier der Artikel über die Nutzung meiner Sony Alpha 9 nach vier Jahren. Die Buttons sind nach wie vor klar zu erkennen und alle Druckpunkte sitzen wie am ersten Tag. Ich kann nur leichte Gebrauchsspuren entdecken.

Was sich nach all den Monaten als richtig nützlich erwiesen hat, ist das „zugeklappte Display“. Der Bildschirm ist bei mir fast immer zugeklappt (wenn ich fotografiere) und sieht dadurch wie unbenutzt aus. Das schützt nicht nur, sondern lässt mich auch anders fotografieren, es hat ein wenig etwas von einer Fuji X-Pro 3 oder einer analogen Kamera. Eben einfach mehr Fokus auf das Motiv.

Der Sucher nach einem Jahr

Wenn ich eines aus all den Jahren Sony-Kameras weiß, dann die Anfälligkeit des Suchers. Erstens fliegt da ständig die Augenmuschel weg und zweitens verdeckt der Staub nicht nur die Sicht, sondern wirkt sich auch auf die Funktion des Sensors am Sucher aus. Zum Glück konnte ich das bei der Sony Alpha 7 IV nicht feststellen. Die Augenmuschel ist noch da und der Sensor funktioniert einwandfrei und das trotz peruanischer Berge, australischer Tropen und unzähliger Wanderungen in schwierigen Gelände außerhalb der Kameratasche (ich trage die Sony beim Hiking immer an einem PeakDesign Clip am Gürtel). Hier hat Sony eine gute Entscheidung getroffen, mit dem neuen Design.

Das Herz der Kamera: 33 Megapixel auf 8,64 cm² Sensorfläche

Die Sony Alpha 7 IV beherbergt einen Vollformat-Sensor und dessen Fläche ist mehr als 24-mal so groß wie die eines aktuellen iPhone 13 (35,2 mm²). Es bedarf keine weiteren großen Rechenbeispiele, um klarzumachen, dass die Bildqualität besser ist als das Smartphone. Doch wie gut, das zeigt sich erst beim Fotografieren und Bearbeiten.

Spaß bei Seite: ein iPhone mit einem Vollformat-Sensor zu vergleichen, ist wie Birnen und Äpfel in einen Korb zu werfen. Es geht mir hierbei auch mehr darum, zu verdeutlichen, warum große Sensoren nach wie vor eine Daseinsberechtigung haben.

Sonys Alpha 7 IV Sensor hat im DxO Sensor-Rating 97 Punkte erreicht. Damit spielt die Kamera, für das, was sie noch alles kann, schon ziemlich weit oben mit. Mach dir also keine Sorgen, der Dynamikumfang liegt realistisch (und praktisch) locker bei 4–5 Blenden, sodass hier genügend Raum in der Nachbearbeitung bleibt.

Mit 33 Megapixel hat Sony meiner Meinung nach einen „Sweet Spot“ getroffen, 24 sind manchmal zu wenig und die 42 der Alpha 7R III (oder gar die 61 der Alpha 7R IV) eben oft (viel) zu viel. In der Praxis macht das eine etwa doppelt so große Datei aus. Die Alpha 7 III erzeugt Dateien mit ca. 25 Megabyte, die Alpha 7 IV im Mittel zwischen 40 und 45 Megabyte (RAW und verlustfrei komprimiert).

Dieser Sprung lässt sich noch gut verwalten und schont Speicher und Performance. Der Mehrwert ist klar: Etwa 40 % mehr Spielraum beim Beschneiden, ohne aber in einen kritischen Pixelbereich von unter 16 MP zu kommen (für hochwertige und größere Drucke z. B.).

Unterwegs mit der Sony Alpha 7 IV: Spritzig und treffsicher

Ich bin vorrangig Fotograf und setzte die Alpha 7 IV auch hauptsächlich dafür ein. In den vergangenen Monaten seit Kauf konnte ich einige Erfahrungen sammeln. Bei Sony bin ich bisher auf der Profi-Ebene unterwegs, Alpha 9 Mark I und Alpha 9 Mark II – ich bin es also gewohnt, eine schnelle Kamera zu nutzen.

Die Alpha 7 IV hat keinen Stacked-Sensor und wenn du die Alpha 9 Modelle (oder auch Alpha 1) kennst, dann wirst du hier auf jeden Fall einen Unterschied wahrnehmen. Allerdings ist dieser geringer, als ich dachte. Kommst du von einer Alpha 7 III (was wahrscheinlicher ist) ist, eine positive Veränderung sofort zu spüren.

Schnell – was heißt das konkret?

Die Sony Alpha 7 IV ist schon beim Einschalten viel schneller. Wenn ich die Kamera am Gurt hängen habe, oder ich sie mit einer Handgelenks-Schlaufe in der Hand halte und sie einschalte, braucht es keine 2 Sekunden und ich kann auslösen! Das ist dann die Zeit, die ich ohnehin benötige, um durch den Sucher zu schauen.

Die Kamera ist so tatsächlich spritzig geworden, vorbei sind die langen Einschaltzeiten, die Alpha 7 IV ist damit schneller Auslöse bereit als die Alpha 9 MKI. Das ist natürlich großartig und macht riesigen Spaß. Gerade auf der Straße, wo jede Zehntel-Sekunde entscheiden kann, ist die Alpha 7 IV einfach nie „im Weg“.

Der Autofokus ist, wie allgemein bekannt, einer der schnellsten, die ich kenne. Hier kann ich in der Praxis keinen Unterschied zur A9-Serie machen. Wenn, dann sind es Millisekunden, die jeder normale Mensch ohnehin nicht mehr wahrnehmen kann. Der Wechsel zwischen Tier- und Mensch Erkennung ist über das FN-Menü auch jederzeit schnell gemacht. Sony ist hier nun auf einem Niveau, wovon ich vor wenigen Jahren noch nicht mal im Traum gedacht hätte.

In Kombination mit den neuen hochwertigen und schnellen Liniear-AF Objektiven (wie das Sony 70-200 GM II) fühle ich mich manchmal wie ein „Scharfschütze“. Wenn ein Bild mal so richtig unscharf ist, liegt es meistens an der falschen Verschlusszeit und nicht am Autofokus-System der A7IV.

An Geschwindigkeit fehlt es allerdings dem Sensor, genauer gesagt des BUS-Systems der Kamera. Die Serienbildgeschwindigkeit kommt hier natürlich nicht an den Speed der A9-Serie oder der Alpha 1 ran (weil keine Stacked-Technologie verbaut ist). Wenn für dich jedes Frame pro Sekunde zählt, ist die A7IV nicht die beste Wahl. Auch die daraus resultierende Rolling-Shutter Problematik sehe ich kritisch, ich fotografiere deshalb fast immer mit dem mechanischen Verschluss.

Alles in allem kann ich aber sagen, auch nach einem Jahr ist die Sony Alpha 7 IV ihr Geld wert und eine schnelle Kamera, die dir sicher ein ganze Menge Spaß machen wird.

Maximal flexibel, mit drehbarem Bildschirm?

Das dreh- und schwenkbare Display, welches es seit einiger Zeit nun auch bei Sony gibt, hat es jetzt auch in die Alpha 7 IV geschafft. Das Thema ist dabei ziemlich kontrovers! Ich muss nach dem ersten Jahr mit diesem Display sagen:
Es ist nicht Fisch und nicht Fleisch. Das liegt aber mehr daran, dass ein solches Konzept eher etwas für Filmer ist und weniger für Fotografen.

Das einfache klappbare Display mochte ich lieber, es ist schneller und ich habe weniger das Gefühl, das Display könnte etwas abbrechen. Keine Sorge, Sony hat die Verbindung sehr robust umgesetzt. Beim Fotografieren auf der Straße ist es mir wichtig von Oben auf das Display schauen zu können, durch die Drehung steht den Bildschirm dann aber links über, was unpraktisch ist.

Bist du aber der Porträt-Fotograf, der sehr gern im vertikalen Schnitt arbeitet, wird dir das Display gefallen. Zugegeben, es ist schon sehr angenehm Hochkant Portraits ohne eine Verrenkung des Nackens machen zu können.

Beim Filmen allerdings zeigt dieses Konzept seine Stärken. Besonders auf dem Gimbal ist es praktisch zur Seite und nach unten neigen zu können.

Es liegt also an deinen Präferenzen, letztlich ist es aber nicht „schlecht“ in dem Sinne, dass du damit nicht zuverlässig arbeiten kannst. Es mag sicher auch ein Stück Gewohnheit dazugehören.
Sony hat aber mit der aktuellen Sony Alpha 7R IV gezeigt, dass sich beide Vor- und Nachteile sinnvoll kombinieren lassen. Ich wünschte, die A74 hätte denselben Bildschirm, wie die Alpha 7 R IV, das spricht einer „Hybrid-Kamera“ auch mehr zu.

Kopf und Zahl gleichzeitig? Eine Kamera, die beides kann (Filmen und Fotografieren)

Die Produktpolitik von Sony ist in den vergangenen Jahren eigentlich klar gewesen:

A7 Serie = Einstiegs Vollformat 
A7R Serie = Hochauflösender Sensor
A7S Serie = Hochempfindlicher Sensor zum Filmen
A9 Serie = Maximale Geschwindigkeit für Sport- und Reportage

Doch mittlerweile sehe ich hier starke Überschneidungen, denn im Prinzip ist die Sony Alpha 7 IV nun eine „halbe Sony A1“.
Beide Modelle versuchen einen „etwas von allem Charakter“ zu erfüllen.

Die A7IV tut das sogar überraschend gut, denn Filmen ist mit fast allen Features aus der A7S III möglich, es muss „nur“ auf 120 f/s verzichtet werden. Die Bit-Tiefen sind dieselben und es wird sogar von 6K mit voll ausgelesenen Sensor auf 4K runtergerechnet (6K downsampling). Das Ergebnis ist eine Qualität, die für eine solch kleine Kamera einfach hervorragend ist.

Ich erinnere mich gern an die alten VHS-Tage, gerade mit diesem Vergleich wird klar, wie gut die Technik heute ist. Alle modernen und notwendigen Farbprofile sind enthalten. Das neue Feature „Breathing Compensation“ find ich besonders lobenswert, hier wurde ein wirklich praxisrelevantes Problem mittels Software gelöst. So sollten meiner Meinung nach Kameras entwickelt werden. Vom User zum Producer sozusagen, aber das ist ein anderes Thema.

Der neue Umschalter unter dem Hauptmenü-Rad ist eine gute Sache, noch besser ist aber, die Trennung der Menüs. Sowohl das Foto-Menü, als auch das Video-Menü ist darüber unabhängig auszuwählen. Vorbei die Zeiten, wo vor jedem Wechsel abermals die Einstellungen gemacht werden mussten (oder ich über eines der Memory-Speicher-Slots gehen musste).

Ach ja, apropos Menü: Ja, das Menü ist schöner und sinnvoller strukturiert, ich hatte aber auch mit dem alten Menü keine Probleme. Am Ende ist es schlicht Gewohnheit, zudem auch das alte Menü bereits Favoriten speichern konnte.

Die Alpha 7 IV fühlt sich also tatsächlich wie eine echte Hybridkamera an. Nach einer kurzen Eingewöhnung willst du wahrscheinlich keine ältere Sony mehr in der Hand halten und benutzen. 🙂

Eine Für alle Fälle: mein Fazit nach 15 Monaten (Stand 03/2023)

Die Sony Alpha 7 IV ist in allen technischen Aspekten besser als ihr Vorgänger, die Alpha 7 III. Sony hat also ihre Hausaufgaben erledigt und das sogar richtig gut. Ich halte die Sony Alpha 7 IV für einen idealen Begleiter, ob nun als Profi auf Jobs, als Filmer, oder als Hobbyist im Urlaub. Diese Kamera wird auch in 5 und mehr Jahren in vielen Belangen vollkommen ausreichen.

Wenn du noch Fragen hast, die ich hier nicht beantwortet habe, schreib mir einfach eine Mail.

 

 

Zusammenfassung

  • Begleiter mit Top-Leistung: Seit über einem Jahr begleitet mich die Sony Alpha 7 IV und hat sich in jeder Situation, sei es auf Weltreise, bei Hochzeiten oder im Filmbereich, als zuverlässiger Partner erwiesen. Mit ihrer ergonomischen Bauweise, der herausragenden Bildqualität und einer Vielzahl an Funktionen, steht sie mir stets zur Seite.
  • Robust und zuverlässig: Die Kamera liegt auch nach langer Nutzung perfekt in der Hand, die Bedienelemente sind präzise und die Verarbeitung ist super. Besonders praktisch finde ich das „zugeklappte Display“, welches den Bildschirm schützt und mir ermöglicht, mich rundum auf mein Motiv zu konzentrieren.
  • Flexibel und schnell: Die Sony Alpha 7 IV ist nicht nur in der Fotografie, sondern auch im Filmbereich ein wahres Multitalent. Die schnelle Reaktionszeit, der zuverlässige Autofokus und die Möglichkeit, schnell zwischen Foto- und Videomodus zu wechseln, machen sie zu einer Kamera, die in jeder Situation überzeugt.

Weitere Blog Beiträge
cropped stefan franke logo black retina
Sony Alpha 7 IV Test – Meine Meinung nach 1 Jahr