7 Tage mit der Sony Alpha 1

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7 Tage mit der Sony Alpha 1

In einer Welt, in der Kameratechnologie rasant fortschreitet, fragen sich viele Fotografen, ob die neuesten Modelle wirklich den Unterschied machen können. Oder ist die Sony Alpha 1 vielleicht ein Überflieger, der sich in der Praxis als problematisch erweist? Ich habe die Kamera ausführlich getestet, von Hochzeitsfotos bis hin zur Porträtfotografie. Hier sind meine ehrlichen Eindrücke, Einschätzungen und Überlegungen zur Sony Alpha 1 – einer Kamera, die ebenso faszinierend wie polarisierend ist.

Vor wenigen Wochen habe ich die Sony Alpha 1 für einige Tage von Sony zur Verfügung gestellt bekommen. Mein Ziel war es, herauszufinden, ob die Sony Alpha 1 meine inzwischen etwas in die Jahre gekommenen Sony Alpha 9 Bodies ersetzen könnte. Ich bin froh, dass Sony mir die Kamera kostenlos zur Verfügung gestellt hat, sodass ich hier meine Eindrücke teilen kann.

Die Alpha 1 bringt ja bekanntlich einige große Features mit, auf die ich sehr gespannt war. Insbesondere waren für mich im Vorfeld der 50-Megapixel-Bildsensor und die extrem hohe Geschwindigkeit durch den Stacked-Aufbau sehr interessant. Aber auch die Ergonomie und die Bedienung sind für mich sehr wichtige Faktoren. Immerhin ist die ursprüngliche Alpha 9 aus dem Jahr 2017 in puncto Ergonomie nicht unbedingt das Beste.

Aber nun der Reihe nach.

Anfangseindrücke und Schnelleinstieg: Erste Schritte mit der Sony Alpha 1

Der erste Eindruck der Sony Alpha 1 war, wie zu erwarten, relativ nüchtern. Sie ähnelt stark der Sony Alpha 7 IV und den anderen Modellen der Alpha 9 Reihe, sodass sie in puncto Optik und Haptik keine große Überraschung darstellte. Dennoch gibt es ein paar Details, die ich erwähnen möchte. Das linke Drehrad auf der Oberseite der Kamera ist nach wie vor sehr nützlich, da sich hier Bildmodi und Autofokusmodi schnell einstellen lassen. Dieses Feature vermisse ich bei der Sony Alpha 7 stark. Das Display der Alpha 1 ist nur in eine Richtung klappbar, was für die Fotografie vollkommen ausreicht. Beim Filmen stellt dies allerdings einen großen Schwachpunkt dar. Alle Buttons und Räder sind in gewohnt hoher Qualität und haben einen angenehmen Druckpunkt.

Erfreulich ist die blitzschnelle Reaktionsfähigkeit beim Einschalten. Ich trage die Kameras bei Hochzeiten gerne an meinem Gurt und schalte sie ein, während ich sie in die Hand nehme. Sobald ich durch den Sucher schaue, ist die Kamera bereit zum Fotografieren. Das ist wirklich sehr praktisch. Das Menü ist auf demselben Niveau wie bei der Alpha 7 IV und den aktuellen Kameramodellen, was ein sinnvolles und benutzerfreundliches Upgrade zu den früheren Sony-Kameras darstellt. Zwei Kartenslots müssen eigentlich nicht mehr erwähnt werden, da das in dieser Preiskategorie Standard sein sollte.

Insgesamt finde ich die Sony Alpha 1 für ihren Preis und ihre Einordnung in die Profiliga etwas zu zurückhaltend. Canon geht mit den R-Modellen einen ganz anderen Weg und bietet sowohl haptisch als auch optisch eine Eleganz, die eine gewisse Qualität ausstrahlt. Sony hat meiner Meinung nach definitiv das Potenzial, zukünftige Kameramodelle in puncto Ergonomie weiter zu verbessern.

Sony Alpha 1 – Anwendung in verschiedenen Szenarien

Ich habe die Sony Alpha 1 in verschiedenen Szenarien getestet, darunter Hochzeits- und Porträtfotografie. In beiden Fällen lief alles reibungslos, die Bedienung war so intuitiv wie bei früheren Sony-Modellen. Dementsprechend ist die Eingewöhnungszeit minimal, wenn du bereits eine Sony-Kamera besitzt.

Die Sony Alpha 1 bietet hier auch alle relevanten Features, die du als Fotograf dieser fotografischen Bereiche so braucht.

Im echten Leben: Wie schlägt sich die Sony Alpha 1 im Alltagseinsatz?

Die Sony Alpha 1 ist mit ihren 50 Megapixeln und der beeindruckenden Gesamtleistung eine vielseitige Kamera, die sich für nahezu jedes Genre eignet, sei es Reportage, Landschaftsfotografie oder Porträt.

Sony zielt darauf ab, eine Alleskönner-Kamera zu schaffen, die auch für Filmaufnahmen gut geeignet ist – auch wenn ich dies im Rahmen dieses Tests nicht ausgiebig geprüft habe.

Insgesamt strahlt die Kamera eine gewisse Unaufgeregtheit aus. Angesichts des Preises von 7000 € könnte man jedoch mehr erwarten, und mir fehlt der Kamera auch der gewisse „Sex-Appeal“.
Dennoch ist auch die Unaufgeregtheit und die optisch kaum vorhandenen Unterschiede zu den A7 Modellen auch ein Vorteil, niemand vermutet hier eine so teure Kamera, was die „Sicherheit“ etwas erhöht.

Da ich, die Sony Alpha 1 nur sieben Tage nutzen konnte, halten sich die Alltagserfahrungen in Grenzen. Ich konnte aber in keiner Weise qualitative Schwächen entdecken.

Besonders positiv aufgefallen ist mir die schnelle Reaktionsfähigkeit der Kamera, sowohl bei der Einschaltzeit als auch bei der Bildverarbeitung. Man spürt deutlich, dass Sony mit dem verbauten Stacked Sensor und den leistungsstarken Prozessoren auf einem High-End-Level operiert.

Was ich sogar sehr cool fand, war der super leise mechanische Verschluss. Der ist im Vergleich zur Sony Alpha 7IV noch einmal deutlich leiser, ich bin überzeugt, in kritischen Situationen könnte sogar auf den elektronischen Verschluss verzichtet werden (wenn es um die Geräuschentwicklung geht).

Warum die Sony Alpha 1 nicht für jeden Fotografen ideal ist

Eigentlich hatte ich mit der Sony Alpha 1 keine technischen Probleme. Mein Hauptanliegen betrifft vielmehr die Dateigröße der Bilder und die hohe Auflösung des Sensors. In meiner Arbeit als Hochzeits- und Businessfotograf ist es nicht immer vorteilhaft, mit großen Dateien umgehen zu müssen. In der Praxis sind Bilder mit einer Auflösung von bis zu 24 Megapixeln in 95 % der Fälle vollkommen ausreichend. Größere Dateien verlangsamen den Workflow und erfordern entsprechende Hardware. Es erscheint mir nicht sinnvoll, die Kamera künstlich zu beschränken, indem ich die Auflösung reduziere (es kann zwischen den Optionen Raw-Medium (21 Megapixel) und Raw-Small (14 Megapixel) gewählt werden, anstatt direkt eine 24-Megapixel-Kamera zu nutzen. Ansonsten ist der hohe Preis von über 7000 € ein kritischer Punkt. Man könnte sagen, die Kamera ist für viele Einsatzbereiche überdimensioniert – „mit Kanonen auf Spatzen schießen“ trifft es ziemlich gut.

Es geht nicht nur um die hohe Auflösung des Sensors. In der Praxis merke ich, dass diese Tatsache meine Herangehensweise beim Fotografieren verändert – und das nicht im positiven Sinne. Ich agiere zurückhaltender und überlegter, weil ich bereits beim Auslösen ein schlechtes Gewissen habe. Der Gedanke, dass diese riesigen Dateien sowohl meine Festplatte als auch meinen gesamten Workflow belasten werden, schwingt ständig mit – und das trotz eines leistungsstarken MacBooks mit M1 Pro Chip und SSD Festplatten.

Dieser Trend hin zu immer leistungsstärkeren Kamerasensoren ist seit Jahren spürbar. Doch die Kernfrage lautet: Brauche ich das wirklich? Es ist wichtig, das Ego in Schach zu halten und nicht dem Trugschluss zu erliegen, dass die neueste Technik automatisch zu besseren Fotos führt. Du solltest dich stets fragen: Werden meine Fotos durch diese Kamera wirklich besser?

Dieser Kamera Test der Sony Alpha 1 hat mir die Antwort geliefert: Nein, meine Fotos werden durch die Sony Alpha 1 nicht besser oder schlechter als vorher. Deshalb kommt ein Kauf der Alpha 1 für mich nicht infrage.

Sony Alpha 1 Test – Mein Fazit

Offen gesagt, bin ich etwas zwiegespalten. Zum einen bin ich von den technologischen und Geschwindigkeitsfortschritten, die diese Kamera bietet, durchaus begeistert. Sony zeigt klar, dass sie immer noch zu den weltweit innovativsten Kameraherstellern gehören. Auf der anderen Seite ist zu viel einfach manchmal auch zu viel. Die Sony Alpha 1 mag zwar die Eier legende Wollmilchsau sein, aber es könnte sinnvoller sein, sich für einen Spezialisten anstelle eines Generalisten zu entscheiden.

Wenn du also mit dem Gedanken spielst, dir die Sony Alpha 1 zuzulegen, rate ich dir dringend, vorab einen Test durchzuführen, insbesondere was das Handling der großen Dateien angeht. Gerade wenn du Reportagefotograf bist oder generell viele Bilder machst, könnte die Kamera für dich schnell too much sein.

Ungeachtet dessen bleibt die Sony Alpha 1 ein beeindruckender Allrounder und dürfte viele andere Modelle auch in den kommenden Jahren in den Schatten stellen.

Zusammenfassung

  • Technische Eindrücke: Ich hatte die Sony Alpha 1 für 7 Tage im Einsatz, um zu schauen, ob eine Eignung als Ersatz für meine älteren Sony Alpha 9 Kameras infrage kommt und bin beeindruckt von ihrem 50-Megapixel-Bildsensor und der hohen Geschwindigkeit. Die Kamera bietet vertraute Ergonomie und schnelle Reaktionszeiten, obwohl sie optisch und haptisch den Alpha 7 und 9 Modellen ähnelt.
  • Praktische Anwendung: Im Einsatz bei Hochzeits- und Porträtfotografie zeigt die Kamera ihre Vielseitigkeit und intuitive Bedienung. Trotz ihrer beeindruckenden Leistung stelle ich fest, dass die großen Dateigrößen und die hohe Auflösung den Workflow belasten und spezielle Hardware erfordern.
  • Persönliches Fazit: Die technologischen Fortschritte der Alpha 1 sind beeindruckend, doch frage ich mich, ob weniger nicht mehr wäre. Die hohen Dateigrößen und der stolze Preis von über 7000 € lassen mich schlussfolgern, dass die Kamera für meine Bedürfnisse überdimensioniert ist und ein Kauf nicht infrage kommt.

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