Wer im Jahr 2025 eine Kamera kaufen möchte, hat es wohl so schwer wie noch nie. Weil ich erst kürzlich einer Freundin dabei unterstützt und selbst erst kürzlich, nach 7 Jahren Nutzung, meine Sony A9 Mark 1 aus 2017 ersetzt habe, gibt es hier meine Gedanken und provokative Aussage: Warum du keine neue Kamera im Jahr 2025 benötigst.
In diesem Artikel spreche ich vorrangig Hobby-Fotografen an, wenn du Profi bist, gelten zwar dieselben Marktgegebenheiten, allerdings sind die finanziellen Rahmenbedingungen und die oft intensive Nutzung der Kameras gänzlich unterschiedlich.
Warum du keine neue Kamera benötigst, ist meine (vorerst) Schlussfolgerung. Aber eins nach dem anderen:
Das Problem im aktuellen Kameramarkt 2025
Über die letzten 10 Jahre sind die technologischen Entwicklungen im Kameramarkt nicht mehr so großen Sprüngen unterlegen, wie noch in den 00-Jahren. Es gab zwar Entwicklungen, die definitiv groß waren, allerdings spielten diese für die meisten Nutzer und Hobbyfotografen kaum eine Rolle. Entwicklungen wie der Global-Shutter im neuen Spitzenmodell der Sony A9 III sind eben so speziell, teuer und finden in der Hobbyfotografie keinen notwendigen Nutzen.
Dieser Rückgang der Innovationen hat dazu geführt, dass der Kameramarkt in einem Dilemma steckt:
Kameras sind inzwischen so gut geworden, dass es kaum noch ernste Gründe gibt, ein neues Modell zu kaufen. Verschärft wird das Problem noch durch die immer besser werdenden Smartphone Kameras. Dank KI, mehrerer Linsen im Smartphone und gut abgestimmter Software, ersetzen Handys traditionelle Kameras mehr und mehr.
Außerdem sind die Preisstrategien der Kamerahersteller darauf aus, die ohnehin schon geringen Volumen durch eine hohe Marge auszugleichen. Deshalb liegen die Kameras oft über 2000 € und auch deutlich höher. Ich denke, diese drei Aspekte haben, für den Moment (2024 / 2025) ihren Höhepunkt erreicht. Neue Kameramodelle sind für die meisten Anwender kaum noch interessant, insbesondere bei den hohen Preisen.
Die Strategien der Kamerahersteller
Folgend ein paar Gedanken über die momentanen Strategien der größten Kamerahersteller, das Problem wird dadurch noch deutlicher.
Sony
Sony betrachtet den Markt global und teilt seine Kunden in möglichst homogene Gruppen auf. Vereinfacht gesagt: Sony entwickelt für verschiedene Zielgruppen unterschiedliche Kameras. Alle Kameras setzen dabei aber auf das Prinzip: viele Features! Das ist einerseits zwar toll, andererseits überfordert es jedoch sehr!
Canon
Canon ist seit vielen Jahren insgesamt der Marktführer im spiegellosen Bereich. Doch Canons Strategie geht mehr und mehr in den hochpreisigen Einstieg, sodass es kaum noch wirklich relevante Einstiegsmodelle für das schmale Budget gibt. Die Canon R1 und R5 Mark 2, welche kürzlich erschienen sind, zeigen das deutlich.
Nikon
Nikon hat mit der Z9 eine echte Revolution auf den Profi-Markt geworfen. Ich hatte sogar den Gedanken, mir eine zu kaufen, um herauszufinden, ob die Z9 meine in die Jahre gekommene A9 ersetzen kann. Nikon ist im Profi-Segment sehr stark und punktet hier, allerdings fehlt es auch hier an neuen und attraktiven Einstiegsmodellen. Die Z5 und Z30 sind meiner Meinung nach nicht ausreichend konkurrenzfähig.
Leica
Leica hat es wie keine andere Marke geschafft, eine exklusive Marke aufzubauen. Die Kameras wie die Q3 werfen hohe Margen ab und sind extrem beliebt. Leica setzt dabei schon immer auf Minimalismus im Design und der Bedienbarkeit. Definitiv ein großer Pluspunkt in meinen Augen.
Fuji
Fuji ist meine aktuelle Lieblingsmarke, ich besitze selbst seit 2019 die Fuji X100V und habe seither viel Spaß mit der Kamera. Fuji hat schon sehr früh erkannt, dass es eine Nachfrage nach kompakten Kameras gibt. Die Modelle der letzten Jahre sind dabei nicht nur kompakt, sondern auch richtig schön im Design und leicht bedienbar. Ich denke, Fuji ist von allen Marken die zurzeit spannendste, insbesondere für den Einstiegsbereich und ambitionierte Hobbyfotografen.
Der Trend in 2025: Die Rückkehr der Kompaktkameras
Lange Zeit galt das Segment der Kompaktkameras als „ausgestorben“. Doch wie sagt man so schön: „Tot geglaubte leben länger“. Ja, Smartphones haben den größten Anteil daran und sind auch weiterhin die beliebteste Art, ein Foto zu machen. Doch wer etwas mehr sucht, sucht eine kompakte Kamera.
Auch Profis haben in aller Regel eine zweite Kamera, die eben nicht für den „Job“ ist, sondern so ziemlich das Gegenteil. Casual, klein und unauffällig – dennoch leistungsstark. Ich selbst habe die schon erwähnte Fuji X100V und für die ganz lockeren Tage die wohl kleinste APSC Kamera, die Ricoh GRIIIx.
Die Sehnsucht, eine kleine, aber „richtige“ Kamera nutzen zu können, treibt diesen Markt an und spielt primär Fuji in die Hände. Die Kameras sind ständig ausverkauft und haben auch einen hohen gebrauchten Marktwert. Die Fuji X100 Serie ist so beliebt, dass meine X100V fast so viel wert ist wie zum Neupreis. Nikon hat mit der Fc in dieselbe Kerbe geschlagen, allerdings empfinde ich die Kamera alles andere als „klein und kompakt“. Und ich wette, Sony wird noch im Jahr 2025 einen Nachfolger der RX1RII oder eine ähnliche Kamera präsentieren.
Aber auch andere Hersteller folgen dem Trend, so hat Leica erst vor wenigen Monaten die Q43 veröffentlicht. Eine Q3 mit Normalbrennweite (43 mm). Die Verkaufstrends aus dem gesamten Jahr 2024 werden auch durch Umfragen wie der von „mapcamera“ (ein großes japanisches Fotomagazin) bestätigt – denn demnach sind folgende Kameras die drei am häufigsten verkauften überhaupt:
Fujifilm X-100VI
Fujifilm X-T50
Sony A7cII
Zwei Dinge fallen hier also positiv auf:
1. Fotografie ist auch über Smartphones hinaus beliebt und keineswegs tot.
2. Enthusiasten, Hobbyisten und auch Profis sehnen sich nach Kameras, die klein sind und Spaß machen
Warum du aktuell keine neue Kamera benötigst – Marktveränderungen und Zukunftsperspektiven
Zusammengefasst hier die wesentlichsten Gründe, was der Markt und wir Fotografen wirklich wollen.
- Es gibt eine wachsende Sehnsucht nach Einfachheit und kleinen, leicht zu bedienenden Kameras
- Komplexe und mit Features vollgestopfte Kameras sind für viele Anwender einfach zu kompliziert und schwer zu bedienen
- Perspektivisch hoffe ich, die Kamerahersteller erkennen das noch stärker und entwickeln einfache Kameras (was auch stetig passiert)
Diese Aspekte sind der Grund, warum du eigentlich keine neue Kamera benötigst, denn aktuelle Modelle sind entweder so gut, dass sie eine neue nicht rechtfertigen, oder einfach zu überladen mit Features, die die meisten Fotografen nicht nutzen.
Viel mehr empfehle ich, die vorhandene Technik zu nutzen und zum Beispiel jeden Tag zu fotografieren. Du kannst das Geld auch in ein neues Objektiv, Lichttechnik oder einen Workshop investieren, damit hast du für den Moment sicher mehr erreicht.
Schuhe an, Kamera an und raus!