Erster Eindruck & Design – Minimalismus in Perfektion?
Mein erster Eindruck der Sigma BF ist durchweg positiv. Auf dem bisher veröffentlichten Videomaterial – sowohl von Sigma selbst als auch von diversen YouTubern – präsentiert sich die Kamera als ein massiver, silberner Block (alternativ auch in schwarz) aus gefrästem Aluminium. Das Design ist extrem minimalistisch: Auf der Rückseite finden sich nur wenige Knöpfe, an der Seite ein USB-C-Port, und auf der Vorderseite natürlich das Objektiv-Mount.
Optisch erinnert mich das sofort an Leica – ebenfalls bekannt für reduzierte, edle Kameradesigns. Besonders spannend finde ich die Anordnung der Bedienelemente auf der Rückseite. Mein Eindruck ist, dass das Konzept darauf ausgelegt ist, die Kamera fast ausschließlich mit einer Hand und dem Daumen zu bedienen. Sollte das in der Praxis so gut funktionieren, wie es aussieht, wäre das ein großer Vorteil. Eine Kamera sollte schließlich nicht im Weg stehen, sondern mich als Fotografen unterstützen und einen schnellen, intuitiven Zugriff auf alle wichtigen Funktionen ermöglichen.
Die Zielgruppe, die Sigma hier anspricht, sind meiner Meinung nach vor allem Design-Liebhaber, die Wert auf hochwertige Verarbeitung legen. Gleichzeitig könnte die Kamera aber auch für eine neue Generation von Fotografen interessant sein – Menschen, die mit klassischen DSLRs oder DSLMs voller Knöpfe und komplexer Menüs wenig anfangen können und eher einen schnellen, unkomplizierten Zugang zur Fotografie suchen. Genau hier setzt Sigma an. Ob das Konzept in der Praxis aufgeht, wird sich zeigen.
„Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen kann, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.“ – Antoine de Saint-Exupéry
Die für mich bisher schönste Kamera, die ich vom Design her am meisten schätze, ist die Hasselblad X2D. Sie verbindet minimalistische Ansätze mit praktischen Bedienkonzepten und einer hochwertigen Verarbeitung. Ich bin gespannt, inwiefern die Sigma BF in diese Richtung geht – oder vielleicht sogar neue Maßstäbe setzt.
Technische Daten & Konzept – Fokus auf das Wesentliche
Bisher sind noch nicht alle technische Details bekannt. Sicher ist aber, dass die Sigma BF mit einem 24-Megapixel-Vollformatsensor ausgestattet ist – eine Wahl, die ich sehr begrüße. Vollformat ist nach wie vor das gefragteste Sensorformat und bietet eine hervorragende Balance aus Bildqualität, Lichtstärke und Tiefenunschärfe. Dass Sigma nicht auf ein kleineres Sensorformat gesetzt hat, halte ich für eine kluge Entscheidung.
Ein besonders spannender Punkt ist das Bedienkonzept der Kamera, insbesondere das Menüdesign. Auf den bisher veröffentlichten Videos sieht man, dass Sigma hier einen extrem minimalistischen Ansatz verfolgt – ähnlich wie Zeiss mit der ZX1 oder Hasselblad mit der X2D. Auch Leica geht in diese Richtung. Ich finde das Konzept vielversprechend, denn als langjähriger Sony-Nutzer kenne ich das Problem allzu gut: Die Menüs der A9 III oder A7 IV sind komplex und teils umständlich. Selbst nach Jahren der Nutzung suche ich immer wieder nach bestimmten Einstellungen. Eine Kamera mit einem schlanken, intuitiven Menüsystem könnte hier eine echte Innovation sein.
Sigma scheint sich dabei stark an der Benutzererfahrung von Smartphones zu orientieren – also an Geräten, die schnelle, direkte Zugriffe ermöglichen, ohne dass man sich durch verschachtelte Menüs kämpfen muss. Sollte das Konzept aufgehen, wäre das ein echter Fortschritt.
Mögliche Schwächen & offene Fragen – Reduktion mit Kompromissen?
Ein potenzieller Schwachpunkt ist der fehlende Sucher. Die Kamera setzt vollständig auf das Display – und hier kommt es entscheidend darauf an, ob es hell genug ist und Reflexionen gut reduziert. Besonders in sehr hellen Umgebungen kann das schnell zum Problem werden. Ich kenne dieses Problem bereits von der Sony A7CR, die ich selbst nutze: Ihr Display ist nicht optimal, und auch der eingebaute Sucher mikrig und schwach. Wenn Sigma also keinen herausragenden Bildschirm verbaut, könnte das eine große Einschränkung in der Praxis sein.
Ein weiterer interessanter Aspekt ist der Verzicht auf SD-Karten. Stattdessen setzt Sigma auf einen internen Speicher – ein Konzept, das auch Hasselblad nutzt. Ich persönlich finde das eine spannende Entscheidung. SD-Karten sind für mich ohnehin ein Relikt aus der Vergangenheit, und ein schneller, zuverlässiger interner Speicher kann viele Vorteile haben. Natürlich bedeutet das aber auch weniger Flexibilität: Man kann den Speicher nicht einfach erweitern oder bei Problemen austauschen. Hier bleibt abzuwarten, wie gut Sigma das gelöst hat.
Preis & Einschätzung – Luxus oder zukunftsfähig?
Der erwartete Preis liegt bei rund 2.000 Euro – das ist nicht gerade wenig, insbesondere für ein Einstiegsmodell. Ob das angemessen ist, wird sich zeigen. Der aktuelle Trend geht jedoch klar in Richtung kompakter, einfach zu bedienender Kameras. In meinem Kameratrends 2025 Bericht habe ich das bereits thematisiert. Wenn Sigma mit der BF genau diese Nachfrage bedient, könnte sich die Kamera trotz des hohen Preises als Erfolg erweisen.
Mein erster Eindruck ist auf jeden Fall sehr positiv. Das Konzept ist spannend, das Design beeindruckt, und die Reduktion auf das Wesentliche könnte die Art, wie wir Kameras bedienen, neu definieren. Jetzt bleibt nur noch abzuwarten, wie sich die Kamera in der Praxis schlägt – und ob sie hält, was sie verspricht.
Alle Bilder (c) SIGMA (Deutschland) GmbH